Langenthaler Tagblatt vom 28.10.2010
Aktivisten aus dem linken Lager wollen am Samstag die vergangene Demonstration aus dem Lager der Rechten beantworten. Um Minarette gehe es diesmal nicht.
Julian Perrenoud
Das Votum ist klar: Schon lange zeichne sich die Region Langenthal durch überdurchschnittlich viele rechtsextreme Aktivitäten aus. Kundgebungen und Wahlteilnahmen der Pnos, Übergriffe auf Linke und Migranten und zuletzt eben der Protestmarsch gegen den Bau eines Minaretts in Langenthal. Zu viel des fremdenfeindlichen Gedankenguts, befindet eine Gruppe linker Aktivisten, die unter dem Namen „Bündnis kein ruhiges Hinterland“ zur Gegendemonstration aufruft. Doch die Minarett-Frage interessiere sie dabei nicht, schreiben die Organisatoren. Auf der Website des Mediennetzwerks „Indymedia“ heisst es, „die rassistische Propaganda von Staat, Parteien, Polizei und Medien“ habe „braune Dumpfbacken“ am 9. Oktober in Langenthal in ihrem Hass bestärkt. Damit soll Schluss sein, das Bewilligungsgesuch zur Gegendemo sei eingereicht.
„Die Demo ist legitim“
Die Kundgebung soll um 14.30 Uhr beim Bahnhof starten, womöglich vor der Post, vermutet Gemeinderat Rolf Baer (FDP), Ressort öffentliche Sicherheit. Offenbar werden viele der Aktivisten mit dem öffentlichen Verkehr anreisen. Die Route verläuft darauf entlang der Jurastrasse bis zum Chrämerhuus, via Wuhrplatz und Choufhüsi zurück zum Bahnhof. Andreas Ryf, Leiter des Amtes für öffentliche Sicherheit, bestätigt, das entsprechende Gesuch sei eingegangen. „Und wir haben es bewilligt.“ Langenthal entwickelt langsam aber sicher Routine für Polizeieinsätze dieser Art: Neben den Demos stehen, wie letzten Dienstag, die Eishockey-Derbys gegen Erzfeind Olten an, bei denen die Gefahr für Ausschreitungen hoch ist.
Bis 17 Uhr soll der Protestmarsch dauern, Gemeinderat Baer wird sich während dieser Zeit selber ein Bild vor Ort machen. „Eine solche Demo ist absolut legitim, sofern sich alle Beteiligten an unsere Regeln halten.“ So hätten diese alles zu unterlassen, was die Einwohner am Bahnhof oder im Zentrum in irgendeiner Art und Weise beeinträchtigen könnte. Einzig der Verkehr wird kurzfristig umgeleitet. Baer und die Polizei stehen während der zweieinhalb Stunden in Kontakt mit den Verantwortlichen der Kundgebung.
„Wir müssen bereit sein“
Ob die Präsenz an Polizisten in Langenthal derart stark ausfallen wird wie am 9. Oktober, hat die Kantonspolizei Bern zu entscheiden. „Sie macht selber eine Lagebeurteilung“, sagt Baer, „wir geben nur den Auftrag.“ Wie viele Beamte die Kapo aufbieten wird, verrät sie natürlich nicht. Gemäss Gesuch werden am Samstag zwischen 100 und 200 Demonstrierende erwartet. Genaue Prognosen sind schwierig.
Unklar ist auch, wie sich die Gegenseite, die Aktivisten der Rechten, verhalten wird. Rolf Baer bekräftigt, er rechne grundsätzlich nicht mit einer Eskalation. „Wenn aber etwas passiert, müssen wir bereit sein.“