Berner Zeitung vom 30.10.2010
In Langenthal haben am Samstagnachmittag gegen 100 Personen, vorwiegend aus dem linksautonomen Lager, an einer Kundgebung teilgenommen. Damit reagierten sie auf eine Kundgebung rechtsnationaler Kreise von Anfang Oktober.
Zunächst versammelten sich rund 70 Personen beim Bahnhof, unterwegs schlossen sich weitere dem Kundgebungszug an. Die mehrheitlich vermummten Demoteilnehmer zogen mit lautstarken Sprechchören und Musik vom Bahnhof durch die Innenstadt.
Ein grösseres Polizeiaufgebot war im Stadtzentrum zu sehen. In der Innenstadt waren viele Menschen unterwegs, so dass dem Demozug recht viel Aufmerksamkeit zuteil wurde. Verschiedene Kundgebungsteilnehmer hielten unterwegs Reden. Langenthal zeichne sich schon seit langem als Region mit überdurchschnittlich vielen rechtsextremen Aktivitäten aus, sagte eine Kundgebungsteilnehmerin. Etwa die Partei national orientierter Schweizer PNOS sei in der Region aktiv, auch Konzerte rechtsextremer Bands gebe es.
Jüngst hätten sich Rechtsextreme zu einer Kundgebung gegen das geplante Minarett versammelt. Dagegen gelte es ein kräftiges Signal zu setzen. Scharf kritisiert wurden auch die Ausschaffungsinitiative und der Gegenvorschlag. Anstatt menschenwürdige Migrationspolitik zu betreiben, wetteiferten die meisten Behörden und Parteien darum, wer die meisten Menschen ausschaffen könne, hiess es.
Friedlicher Marsch ohne Zwischenfälle
Der rund einstündige Marsch durch die Innenstadt verlief friedlich und ohne nennenswerte Zwischenfälle. Am 9. Oktober hatten gegen 100 Personen, vorwiegend aus dem rechtsextremen Lager, gegen das geplante Minarett in Langenthal demonstriert. Eine gleichzeitige Gegenkundgebung von Linksautonomen wurde kurzfristig abgesagt und auf den 30. Oktober verschoben.
Den Veranstaltern der Kundgebung vom Samstag geht es nach eigenen Angaben nicht um die Minarett-Frage. «Es geht nicht um pro oder kontra Islam, es geht um den rassistischen Konsens, der bis tief ins linksbürgerliche Lager reicht», schrieben sie auf der Homepage Indymedia im Aufruf zur Kundgebung.
Dieser rassistische Konsens nehme Fremdenfeindlichkeit, chauvinistische Propaganda, selbstherrliche Schweiztümelei und rassistische Kampagnen einfach hin. Zur Kundgebung aufgerufen hatte ein Bündnis namens «kein ruhiges Hinterland». Unterstützt wurde sie unter anderen von der Antifa Bern, aufenauf und der Alternativen Linken Bern.