Basler Zeitung vom 22.10.2010
Konflikt um Kleidershop im Kleinbasel spitzt sich zu
Nach der Streuung von Flugblättern greifen die Unbekannten offenbar zu kriminellen Methoden: Wegen eines Molotowcocktails musste vor einer Woche die Feuerwehr ausrücken.
Muriel Gnehm
Der Widerstand gegen den Kleiderladen an der Feldbergstrasse will nicht enden: In der Nacht von vergangenem Freitag auf Samstag brannte es vor dem Geschäft «Power Zone». Es sei ein Molotowcocktail deponiert und angezündet worden, bestätigte Markus Melzl, Sprecher der Basler Staatsanwaltschaft, gestern Informationen der BaZ.
Hinter der versuchten Brandstiftung könnte die anonyme Gruppierung stecken, die im September zwei Stapel Flugblätter verteilt hat. Die Verfasser stören sich an den Kleidermarken «Thor Steinar» und «Pro Violence», die im Laden verkauft werden und in der rechtsradikalen Szene beliebt sind. Der Verkauf ist aber legal, und die Ladenbesitzer sind laut Samuel Althof von der Fachstelle Extremismus- und Gewaltprävention nicht in der rechtsextremen Szene (die BaZ berichtete).
Altes Logo
Ein Dorn im Auge war den Unbekannten, hinter denen Althof Linksextreme vermutet, auch das alte Logo von Thor Steinar am Schaufenster. Dieses wurde am 30. September entfernt – dadurch hofften die Geschäftsführer, weitere Proteste und Gewalt vermeiden zu können, wie sie damals der BaZ sagten.
Nun muss davon ausgegangen werden, dass dieser Schlichtungsversuch fehlgeschlagen ist. «Um 2.40 Uhr alarmierte ein Nachbar die Feuerwehr, weil es brannte», sagt Melzl. Grund für das kleine Feuer sei eine Glasflasche, gefüllt mit einer brennbaren Flüssigkeit gewesen, die angezündet worden sei. Da die Flasche aber nicht geworfen, sondern lediglich vor dem Laden abgestellt worden sei, habe es keine Explosion gegeben. «Die Feuerwehr hat das Feuer gelöscht, Schäden sind keine entstanden», sagt Melzl. Die Staatsanwaltschaft hat nun ein Verfahren gegen unbekannt eingeleitet, die Polizei will ein besonderes Augenmerk auf den Laden werfen.
Trotz des neuen Protestakts, bei dem es im Falle einer Explosion auch Verletzte hätte geben können, und der Möglichkeit von weiteren Gewaltakten wollen die Geschäftsführer nicht einlenken: «Es ist legal, diese Marken zu verkaufen», sagt Lorenzo Zanolari. Die Schweiz sei ein demokratisches Land.
Kontakt mit der anonymen Gruppe hatte auch Cyril Welti von den Stamm & Co AG Immobilien, der das Gebäude gehört: «Ich habe zwei bis drei anonyme Anrufe erhalten.» Die Ladenbetreiber seien seriöse Leute, die nichts Rechtswidriges täten. «Deshalb halten wir am Mietvertrag fest.»