Zofinger Tagblatt vom 15.7.2010
Sempach Mittelalterfest statt Folklore-Umzug an der 625. Schlachtjahrzeitfeier
Die Schlachtjahrzeit von Sempach soll künftig dem Kanton Luzern als multifunktionale Plattform dienen. Traditionen sollen beibehalten, neu designt und mit zusätzlichen Elementen ergänzt werden. Damit jeder etwas davon hat.
Der Gedenkanlass für die Schlacht bei Sempach von 1386 diente in den letzten Jahren rechten und linken Radikalen als Aufmarschbasis – mit wachsendem Polizeiaufgebot. Sempach löste damit das Rütli ab, wo die Situation am 1. August entschärft werden konnte. 2009 hatte man in Sempach genug vom Radau. Für 2010 beschloss der Regierungsrat eine «Schlachtfeier light» und eine Denkpause. Sieht man von einer Schmiererei am Winkelrieddenkmal und von einem gestohlenen Kranz der Rechtsextremen ab, blieb es diesmal ruhig. Für das Denken in der Denkpause setzte die Regierung eine Projektgruppe unter Staatsschreiber Markus Hodel ein. Gestern lüftete sie den Schleier und präsentierte einen Strauss von Ideen, ein Fest mit zahlreichen Modulen.
«Luzern begegnet sich»
Beibehalten werden sollen der ökumenische Gottesdienst, Morgenbrot, Umtrunk, Städtlifest und Sempacherlauf. Der folkloristische Umzug mit historischen Kostümen soll zu einem Mittelalterfest ausgeweitet werden. Dazu neue Elemente wie eine «Plattform für mannigfaltige Begegnungen» oder ein geschichtliches Forum zu den «zentralen Fragestellungen zu Geschichte, Gegenwart und Zukunft» des Kantons. Auch eine vielfältige musikalische Präsentation und die Darstellung der Regionen des Kantons sind angesagt, eventuell eine Jugendlandsgemeinde. «Luzern begegnet sich» heisst das Motto der Feier, so Staatsschreiber Hodel. Und die Leitidee sei: «Gedenken der Ursprünge des Territorialstaats Luzern und Nachdenken über Gegenwart und Zukunft.»
In den nächsten Monaten wird nun die Machbarkeit geprüft. Auf Ende Jahr gibts ein Detailkonzept. Wenn 2011 die 625. Schlachtjahrzeit begangen wird, vielleicht sogar über eine Seebühne, auch das ein Idee der Denkpause, will man schauen, was sich bewährt hat.
«Das Fuder nicht überladen»
Franz Schwegler, der Stadtpräsident von Sempach – die 4000-Einwohner-Gemeinde darf sich aus historischen Gründen Stadt nennen – stellt sich hinter die Ideen der Projektgruppe. Er sei überzeugt, dass man dafür die Bevölkerung von Sempach gewinnen könne. Jedoch, mahnte er, solle man «das Fuder nicht überladen». Wie sich die Verursacher der Denkpause, die Exponenten von Rechts- und Linksaussen, zum Neudesign stellen und welches Modul sie allenfalls bespielen wollen, das wird man spätestens Ende Juni 2011 sehen.