Hakenkreuz-Schmierereien an orthodoxer Kirche

 

Neue Luzerner Zeitung vom 4.6.2010

Die mazedonisch-orthodoxe Kirche in Triengen wurde mit Nazi-Symbolen versprayt. Steckt eine nationalistische Gruppe dahinter?

Hakenkreuze und Zahlensymbole, die von rechtsextremen Gruppierungen verwendet werden: Solche Schmierereien entdeckte ein Mitglied der neuen mazedonisch-orthodoxen Kirche in Triengen am Sonntagmorgen – und schaltete die Polizei ein. Die Sprayereien an der Fassade in roter und blauer Farbe deuten auf rassistischen Hintergrund hin. Die Zahlenkombinationen «88» («Heil Hitler») und «848» («Heil Dir Helvetia») verwenden rechtsextreme Kreise, zum Beispiel die «Bruderschaft 848». Auf deren Homepage wirbt sie mit dem Slogan «Wir sind der nationale Widerstand, wir sind das Volk.»

Die Täterschaft, die auch eine elektronische Vorrichtung zur Fensteröffnung demolierte, ist gemäss gestriger Polizeimitteilung noch unbekannt. «Wir ermitteln in alle Richtungen», sagt der Sprecher der Strafuntersuchungsbehörden, Simon Kopp. Die Polizei sucht Zeugen (siehe Hinweis).

«Erschüttert und enttäuscht»

Der Gemeindepräsident von Triengen, Georg Dubach, ist «erschüttert und enttäuscht». Es habe noch nie Probleme gegeben mit den Mazedonisch-Orthodoxen. Deren Mitglieder seien sehr zuvorkommend. Auch aus der Bevölkerung habe er bisher keine negativen Reaktionen gespürt. Dubach vermutet hinter den Schmierereien eher einen Zusammenhang mit anderen Vandalenakten an den Dorfeingängen vom 1. Mai. «Sollte der Hintergrund tatsächlich rassistisch sein, wäre das völlig neu für die Region.»

Die neue Trienger Kirche ist die einzige mazedonisch-orthodoxe in der Deutschschweiz und noch gar nicht offiziell eingeweiht. Die Gottesdienste finden bis zur Fertigstellung im Zelt nebenan statt.

Anzeige erstattet

Vorläufig steht laut Simon Kopp lediglich Sachbeschädigung als Tatbestand fest. Die Kirchgemeinde hat Anzeige erstattet. Falls die Tat tatsächlich rassistische Motive hat, könnte auch ein Verstoss gegen die Rassismus-Strafnorm vorliegen.

Wie die Gemeinde Triengen weiter vorgehen wird, ist noch unklar. «Ob es besondere Massnahmen braucht, wird sich zeigen. Die Kirchgemeinde kann aber auf unsere Unterstützung zählen», verspricht Gemeindepräsident Georg Dubach. Bei der mazedonisch-orthodoxen Gemeinde war gestern niemand erreichbar.