Die Südostschweiz vom 3.2.2010
Nach Angaben von verschiedenen Augenzeugen handelte es sich bei den Angreifern am Sonntagmorgen am Lismerball in Schwanden um drei schwarz vermummte Personen aus der rechtsextremen Szene. Diese seien mit einer ungefähr gleich grossen Gruppe junger Erwachsener aneinander geraten und hätten eine Person gefragt, ob sie ein «Nazifeind» sei. Diese habe mit «Ja, und du?» geantwortet, worauf die Situation eskaliert sei.
Die Gruppe, der das spätere Opfer angehört hat, habe hierauf das Gelände verlassen wollen, um einem Streit aus dem Weg zu gehen. Laut den Augenzeugen haben die Rechtsextremen die Gruppe verfolgt und einen Zwanzigjährigen zu Boden geworfen. Dann habe ihn einer der Vermummten mehrmals ins Gesicht getreten.
Das Opfer wurde von der Ambulanz ins Kantonsspital gefahren. Es erlitt mehrere Prellungen und wurde laut Kantonspolizei mit unbestimmten Gesichtsverletzungen und einer Riss-Quetschwunde am Augen-Oberlid per Ambulanz zur Beobachtung ins Unispital Zürich eingeliefert. Die Person sei inzwischen wieder aus dem Spital entlassen worden.
Security nicht rechtzeitig anwesend
Einige Personen der Angreifergruppe sind laut Aussagen des Sicherheitspersonals zuvor als Gäste am Lismerball gewesen und nicht weiter aufgefallen. Ein Mitorganisator des Anlasses erklärte, dass der mutmassliche Schläger nicht an der Party teilgenommen habe und zur rechten Szene gehöre. Insgesamt seien acht Personen am Streit beteiligt gewesen, jedoch nicht alle handgreiflich geworden.
Laut Angaben der Firma Seewache AG, die vom OK des Lismerballs mit Sicherheitsaufgaben betraut wurde, ist es noch zu einer zweiten Schlägerei gekommen. Beide Vorfälle hätten sich abseits des Geländes des Lismerballs ereignet. Der erste folgenschwere Übergriff sei ausser Sichtweite des Sicherheitspersonals geschehen. Dies sei auch der Grund, weshalb nicht rechtzeitig eingegriffen worden sei. Beim zweiten Vorfall habe mit Pfefferspray Schlimmeres verhindert werden können.
Die Kantonspolizei hat am Tatort die Personalien der Opfer aufgenommen. Inzwischen liegt der Polizei eine Strafanzeige gegen Unbekannt vor. Es wurde ein Ermittlungsverfahren wegen Körperverletzung eröffnet.
Kaum eine Fasnacht ohne Gewalt
Eine Person aus dem Umfeld des Opfers äusserte gegenüber der «Südostschweiz» den Wunsch, dass sich die Politik nach diesem Vorfall vermehrt dem Thema der rechten Gewalt im Kanton annehme
Schon 2009 kam es am Rande der «Aschränzetä» in Rüti zu einer Schläger-Attacke. Augenzeugen vermuteten ebenfalls Rechtsradikale hinter dem Übergriff. Für ein Opfer endete der Angriff im Spital, wo die Ärzte eine Gehirnerschütterung und Prellungen diagnostizierten.
Im Jahr davor wurden nach dem Monsterkonzert in Glarus zwei Mitglieder einer Fasnachtsclique angegriffen und niedergeschlagen. Bilanz des Vorfalls: Eine Quetschwunde am Ohr, eine Gehirnerschütterung, mehrere Prellungen sowie Schnittwunden an einer Hand.
Fasnachtsgewalt: Nicht nur Konfetti, kunterbunte Kostüme und Karnevalsmusik bleiben vom Lismerball in Erinnerung – auf diesem Platz wurde eine Person Opfer einer Gewalttat.
Seraina Etter