Thurgauer Zeitung vom 18.1.2010
Angehörige der rechtsextremen Szene haben sich am Samstag in Kradolf getroffen. Laut Polizeiangaben handelte es sich um eine erweiterte Geburtstagsparty mit Livemusik. Voraussichtlich war es das letzte Rechtentreffen im Teigi-Areal.
Thomas Wunderlin
Am Samstagabend versammelten sich im Kradolfer Teigi-Areal rund 70 Personen, die «vorwiegend der rechten Szene» angehören, wie die Kantonspolizei Thurgau gestern mitteilte. Die Polizei kontrollierte die Teilnehmer und ihre Fahrzeuge bei der Anreise. Dabei ist laut Polizeimitteilung kein Material festgestellt worden, das gegen die Antirassismus-Strafnorm verstösst. Die Veranstaltung sei von der Kantonspolizei überwacht worden; zu Zwischenfällen sei es nicht gekommen.
Es handelte sich um das vierte Treffen der rechten Szene in Kradolf in den vergangenen drei Jahren. Nach der letzten Skin-Versammlung im Dezember 2008 hatte sich der Gemeindeammann von Kradolf-Schönenberg, Walter Schönholzer, darüber geärgert. Diese Treffen seien dem Image der Gemeinde abträglich, sagte er gegenüber der «Thurgauer Zeitung».
Laut Polizeisprecher Ernst Vogelsanger fand das Treffen in den selben Räumen statt wie das letzte Treffen im Dezember 2008. Im Gegensatz zum damaligen Treffen habe es sich beim Anlass vom Samstag um eine Geburtstagsfeier gehandelt, an der nicht nur Bekannte des Gastgebers, sondern auch Leute aus der rechten Szene teilgenommen hätten.
Auch Gemeindeammann Schönholzer spricht von einer «privaten Geburtstagsparty»: «Die Leute hören Musik.»
Die ehemalige Teigwarenfabrik wird als Gewerbe- und Wohnliegenschaft genutzt. Auch eine Moschee ist darin untergebracht. Die Rechtsextremen-Treffen finden in einem rund 100 Quadratmeter grossen Raum statt, der als Proberaum genutzt wird.
Laut Polizeisprecher Vogelsanger trat am Samstag die Band Vargr i Veum auf. Dabei handelt es sich um eine Schweizer Band aus der rechten Szene. Einer ihrer Songs heisst «Zur Schlacht von Schwaderloh». Dieselbe Band spielte auch beim letzten Treffen im Dezember 2008 in Kradolf, an dem nur 50 Personen teilnahmen.
Gekündigter Probenraum
Damals sagte Gemeindeammann Schönholzer, er hoffe, Teigi-Besitzer Kaspar Böhi werde die Konsequenzen ziehen. Nach Schönholzers Angaben hat Böhi mittlerweile den Mietvertrag für den Proberaum gekündigt. Böhi war gestern auf einer Auslandsreise telefonisch erreichbar. Gemäss seinen Ausführungen wird die Bedeutung der Rechtsextrementreffen aufgebauscht. Wie er bestätigte, hat er den Mietvertrag für den Proberaum gekündigt. Wie lange die Kündigungsfrist noch läuft, konnte er nicht auswendig sagen. Sie bewege sich in der Grössenordnung von sechs Monaten.