Aargauer Zeitung vom 12.12.2009
SVP-Fraktionschef zur Mitgliedschaft bei Pro Köln
Für SVP-FraktionschefAndreas Glarner hat das Schweizer Minarett-Verbot das Zeug zum Exportschlager. Er hat sich schon mal in Deutschland vernetzt und mit einer Gruppierung angebandelt, die unter Extremismusverdacht steht.Urs Moser
Stolz vermeldet die Bürgerbewegung Pro Köln e.V. auf ihrer Homepage einen Neuzutritt. Als Mitglied firmiert seit neustem der Aargauer SVP-Fraktionspräsident Andreas Glarner. «Für uns kommt diese Neuaufnahme einem Ritterschlag gleich», überschlägt sich Pro-Köln-Präsident Markus Beisicht vor Freude. Glarner wird als «einer der profiliertesten Islamisierungskritiker in der Schweizer Volkspartei» gefeiert. Einer der «Spitzenrepräsentanten der mit Abstand erfolgreichsten rechtsdemokratischen Partei in Europa» bekenne sich damit zur Pro-Bewegung und zu ihrem Kampf gegen die Islamisierung in Deutschland. Glarners Beitritt zu Pro Köln wird unbescheiden als «Quantensprung für die Zusammen-arbeit der Patrioten und IslamKritiker» gewertet.
Unter Extremismus-Verdacht
So viel Ehrerbietung ist für den Aargauer Politiker nicht unbedingt nur schmeichelhaft, denn Pro Köln ist eine alles andere als unumstrittene Vereinigung. Sie wird immer wieder mit der rechtsextremen Szene in Verbindung gebracht. An verschiedenen Kundgebungen von Pro Köln nahmen in Deutschland bekannte Neonazis teil. Seit 2004 ist die Organisation im Verfassungsschutzbericht von Nordrhein-Westfalen unter dem Verdacht einer rechtsextremistischen Bestrebung aufgeführt und hat erfolglos vor Gericht gegen diese Erwähnung gekämpft. Gegenüber Radio DRS erklärte gestern eine Vertreterin des Verfassungsschutzes ausdrücklich, es gebe eindeutige Anhaltspunkte für extremistische Bestrebungen von Pro Köln.
«Alles ehrbare Bürger»
Andreas Glarner ficht das nicht an. Die Mitglieder von Pro Köln seien alles ehrbare Bürger. Wenn auch nur ein Rechtsextremer bei Pro Köln dabei wäre, würde er selbstverständlich sofort wieder aus der Organisation austreten, erklärte er gestern auf Anfrage. In Deutschland stehe praktisch jeder unter Beobachtung des Verfassungsschutzes, auch Links-Parteien, selbst Angela Merkel sei von den Verfassungsschützern unter die Lupe genommen worden. Die Erwähnung von Pro Köln im Verfassungsschutzbericht hat daher für Glarner keine besondere Bedeutung, das müsse man auch vor dem speziellen geschichtlichen Hintergrund in Deutschland sehen.
Verwandtschaft mit der SVP
Der Aargauer SVP-Fraktionschef sieht in der Bürgerbewegung Pro Köln eine Organisation, die «in etwa die gleichen Ziele wie die SVP» verfolgt. Er sei auf sie aufmerksam geworden, weil er öfter beruflich in Köln zu tun habe.
Die Idee zum Beitritt reifte dann nach der klaren Annahme der Anti-Minarett-Initiative und die Reaktionen darauf. Es laufe eine Demokratisierungswelle in Europa an, konstatiert Andreas Glarner, und die Anti-Minarett-Initiative werde zum Exportschlager. Daher lohne es sich, sich international zu vernetzen und im Kampf für die gleichen Ziele zu helfen. Pro Köln tut sich hauptsächlich durch den Widerstand gegen den Ausbau des muslimischen Gebetshauses in Köln-Ehrenfeld zur Zentralmoschee des türkisch-islamischen Dachverbands Ditib hervor.
Andreas Glarner wurde von Pro Köln bereits als Gastreferent an einen Neujahrsempfang am 17. Januar eingeladen. Er wisse aber noch nicht, ob er daran teilnehmen könne.
International Vernetzt Andreas Glarner wird von deutschen Islam-Gegnern aufs Höchste gerühmt.