Zürichsee Zeitung vom 12.08.2009
Rund 100 Rechtsextreme feierten am Samstag in einer Waldhütte in Männedorf. Der Vermieter war gar nicht erfreut, dass am angekündigten «Familienfest» statt Grossmütter Skinheads erschienen.
Frank Speidel / Christian Dietz-Saluz
Das Forsthaus am Brähenrainweg in Männedorf ist idyllisch gelegen. Es steht in einer Lichtung im Wald oberhalb Männedorf, Vögel zwitschern, draussen hats eine Feuerstelle, und wenn es ganz still ist, kann man beim Eindunkeln dort bestimmt sehen, wie sich Fuchs und Hase Gutenacht sagen. Am vergangenen Samstagabend waren der Fuchs und der Hase aber wahrscheinlich nicht bei der Waldhütte, denn laut «Tages-Anzeiger» haben dort 100 Rechtsextreme gefeiert. Sie kamen aus anderen Kantonen, einige unter ihnen sind sogar aus Süddeutschland angereist.
Kein Grund zum Abbruch
Die Kantonspolizei wusste von dem Treffen und schickte einige Männer nach Männedorf. Diese überwachten das Geschehen und nahmen Personalien von Neonazis auf. Das Fest ist aber friedlich verlaufen und war um Mitternacht zu Ende. Auch gegen das Anti-Rassismus-Gesetz wurde nicht verstossen. Für die Polizisten gab es deshalb keinen Grund, die Feier abzubrechen. Die Hütte gehört der Waldkorporation Männedorf. Hans Müller ist für die Vermietungen zuständig. Ihm sei das Treffen als «Familienfest» angekündigt worden. Den Schlüssel holte ein junger Mann ab, der überhaupt nicht wie ein Skinhead ausgesehen habe.
«Wir waren nicht erfreut», sagt Müller zum vermeintlichen Familienfest. Trotzdem findet er: «Die dürfen auch ein Fest machen.» Einen Sinn für Ordnung und Sauberkeit scheinen die Veranstalter des Fests zu haben. «Die Hütte wurde sauber aufgeräumt und geputzt wieder abgegeben», wie Müller berichtet. Den Neonazis vom Samstag will er die Hütte aber nicht mehr vermieten.
Kontrolle in Stäfa angekündigt
Solche Feste lassen sich nur schwer verhindern. Erscheint ein flotter junger Bursche, um den Schlüssel abzuholen, weiss der Vermieter nicht, ob in der Hütte ein paar Stunden später eine Horde Skinheads auf den Putz haut. In Stäfa gibt es verschiedene Liegenschaften, die von der Gemeinde für Anlässe vermietet werden. Dazu zählen etwa die Villa Sunneschy, der «Hecht» in Ürikon, der zukünftige Gemeindesaal, der Sunnewies-Saal. Die «Halle für alle» wird mit der Betriebsgesellschaft im Rahmen des Baurechtsvertrags bewirtschaftet. Ausserdem vermietet die Gemeinde zusammen mit der Schulverwaltung Stäfa die Singsäle in den Schulen. In jedem Fall gilt in Stäfa: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser.
Dubiose Mieter haben es in Stäfa schwer. Gemeindeschreiber Daniel Scheidegger ist sich bewusst, dass es im Moment der Vermietung schwierig ist, die Absicht des Mieters hundertprozentig zu prüfen. Da könne gut ein Unbescholtener vorgeschickt werden und dann entpuppe sich das Fest als Skinheadparty. «Die Kontrolle vor Ort ist die einzige Möglichkeit, den Missbrauch einer gemieteten Gemeindeliegenschaft zu verhindern», sagt Scheidegger. «Wir lassen Verträge unterschreiben, in denen die Nutzung eindeutig festgehalten ist, bei Verstoss ist ein Einschreiten möglich.»
Auch ein Abbruch der Veranstaltung liegt in der Kompetenz des Vermieters. Die Gemeinde nehme das Problem ernst. «Wir schliessen nicht aus, dass das, was in Männedorf vorgekommen ist, uns auch passieren könnte», sagt Scheidegger. Die Verwaltung hoffe aber mit dem deutlichen Fingerzeig und dem Hinweis im Vertrag auf die Kontrolle, «dass das unliebsame Mieter abschreckt».
«Wir schauen genau hin»
Das hofft auch Hans Wyler, Gemeindeschreiber, mit den rigiden Vorgaben in Erlenbach. «Bei uns muss ein Mieter persönlich vorstellig werden, und vor Ort wird alles festgehalten», erklärt er. Im Vertrag stehe, wie viele Personen erwartet werden, wofür die Gemeindeliegenschaften – Turmgut und Erlengut – genutzt werden. Die Haftungsfrage ist ebenfalls geregelt, dazu die Lärmschutzvorschriften (Betrieb bis 24 Uhr, ab 22 Uhr kein Lärm mehr). «Wenn etwas nicht reinpasst, dann vermieten wir nicht», sagt Wyler. «Wir schauen sehr genau hin.» Pragmatisch handhabt Sylvia Ramseyer die Vermietung des Gemeinde-Badehüsli in Meilen. «Wir vermieten nur an Leute, die in Meilen wohnen oder arbeiten, und 80 Prozent der Mieter kenne ich persönlich.» Weil der Vertrag an eine Meilemer Adresse geschickt werden muss, sei auch eine indirekte Kontrolle gegeben.