Sonntag vom 02.08.2009
Wegen Übergriffen und Polizeikontrollen fühlen sich viele Jugendliche auf dem Kleinbasler
Theodorskirchplatz nicht mehr willkommen. Auch Rechtsextreme treffen sich regelmässig dort. Trotz hoher Polizeipräsenz gibt es beim Jugendtreffpunkt auf dem Theodorskirchplatz immer wieder Probleme. Viele Jugendliche sehen sich deshalb nach Alternativen um.
Tilman Pauls
Der Basler Theodorskirchplatz bietet mit seiner unmittelbaren Nähe zum Rheinufer und den Anlagen für Skateboardfahrer gewöhnlich den idealen Treffpunkt für zahlreiche Jugendliche im Kleinbasel. Der Platz am Ende der Wettsteinbrücke lockt viele junge Menschen an, doch gerade wegen der zahlreichen Gruppierungen, die den Platz nutzen, kommt es oftmals zu Konfrontationen und Auswüchsen. «Wenn man die Leute einen ganzen Tag lang beobachtet, dann kann man bestimmt 20 verschiedene Gruppen zählen, die den Platz nutzen und sich hier treffen», erzählt der 21-jährige Alex. Der Schüler trifft sich häufig am Abend mit seinen Freunden zwischen Theodorskirche und Waisenhaus und kennt den Tagesablauf mittlerweile: «Am Mittag sind hauptsächlich die Skater und Biker hier, die die Rampen nutzen. Am Nachmittag und am Abend kommen dann unterschiedliche Gruppen, die sich hier treffen. Die meisten trinken etwas, quatschen oder ziehen von hier aus weiter an den Rhein.»
Für die meisten Jugendlichen ist der Theodorskirchplatz ein friedlicher Ort um sich zu treffen, Musik zu hören und etwas zu trinken. «Für uns ist der Platz ein zentraler Treffpunkt, an dem wir zusammensitzen können», erklärt Alex. Auf die Frage, warum gerade der Platz an der Wettsteinbrücke für ihre Clique geeignet sei, sind sich die acht Jugendlichen einig: «Es gibt an anderen Plätzen noch mehr Probleme oder sie werden für uns einfach geschlossen. Wir haben uns einen neuen Treffpunkt gesucht und sind hierher gekommen.»
Dass es zwischen den vielen unterschiedlichen Gruppen auch zu Reibereien kommt, ist für die meisten der 17- bis 23-Jährigen selbstverständlich. «Es gibt immer mal wieder Diskussionen und auch Schlägereien. Aber die gibt es ja überall», beschreibt ein Freund von Alex die Situation. Obwohl die Basler Polizei und Beat Burkhardt, der leitende Jugendanwalt der Jugendanwaltschaft Basel-Stadt, die Eingriffe als «niederschwellig» beschreiben, kommt es laut den Jugendlichen regelmässig zu gewalttätigen Übergriffen. Zwar habe sich die Situation im Vergleich zu den Vorfällen vor zwei Jahren entspannt, als Rechtsradikale Besucher des «Hirscheneck» am Theodorskirchplatz abfingen, doch komme es noch immer zu Konfrontationen mit Rechtsextremen. «Es kommt neben den üblichen Problemen auch zu Angriffen gegen Ausländer, die den Platz nutzen. Dann ist die Polizei leider oft nicht da», beschwert sich Alex.
Für viele Anwohner des Theodorskirchplatzes stellt der Treffpunkt vor ihrer Haustür kein Problem dar: «Wir wohnen hier doch in der Stadt. Wenn man Ruhe braucht, dann sollte man aufs Land ziehen. Generell finden wir es toll, wenn etwas los ist, und die Menschen sich hier treffen können», beschreibt Anwohnerin Sonja Ehrler die Situation. Mit der Einschränkung: «Solange der Platz nicht verschmutzt wird, und es nicht überbordet.» Ihrer Ansicht nach hat sich die Situation im Vergleich zu früher entspannt. Natürlich werde es nachts ab und zu laut, aber die Polizei sei sehr präsent und schnell zur Stelle – nicht immer zur Freude der Jugendlichen. «Die Polizei kontrolliert mittlerweile sehr oft, obwohl wir nur da sitzen und nichts machen», beschweren sich Alex und seine Freunde.
Für die Clique aus dem Kleinbasel geht die Suche nach einem neuen Treffpunkt, wo sie sich ungestört treffen kann, aufgrund solcher Probleme weiter. So könnten mit den Jugendlichen auch die Gewalt- und Verschmutzungsprobleme auf dem Theodorskirchplatz bald wieder verschwinden. Um sich einen neuen Platz in Basel zu suchen. «Die Polizei kontrolliert mittlerweile sehr oft, obwohl wir nur da sitzen und nichts machen.»