20 Minuten vom 18.11.2009
VADUZ. Unbekannte haben im Ländle fremdenfeindliche Flyer in Briefkästen verteilt. Für Experten ein Versuch organisierter rechtsextremer Gruppen, mit subtilen Methoden Anhänger zu gewinnen. Die Polizei ermittelt.
Die Flyer, die am Wochenende verteilt wurden, richten sich gegen den angeblichen Wertezerfall in Liechtenstein und sehen auf den ersten Blick harmlos aus. Der Inhalt aber ist brisant. So wird ein «genereller Einwanderungsstopp» gefordert und der Verfall der «natürlichen Identitätskette Familie, Sippe, Stamm, Volk» beklagt. Gezeichnet ist das Blatt von der Völkischen Erneuerungsbewegung Liechtenstein.
«Der Text ist zwar vorsichtig formuliert, der rechtsextreme Gedanke kommt aber deutlich zum Ausdruck», so Wilfried Marxer, Politwissenschafter vom Liechtenstein-Institut. Bis anhin hätten sich Liechtensteiner Rechtsextreme eher durch Schlägereien hervorgetan. «Offenbar versuchen sie nun mit subtileren Methoden für ihre Ideen zu werben.» Auch Rassismus-Experte Ludo Frommelt vermutet hinter der Aktion eine gut organisierte rechtsextreme Gruppe: «Das ist eine sorgfältig geplante Aktion.» Ob das Pamphlet den Anti-Rassismus-Artikel verletzt, muss die Staatsanwaltschaft abklären. Die Polizei ermittelt, weil der Flyer ohne das vorgeschriebene Impressum erschienen ist, und bittet die Bevölkerung um Hinweise. olivia limacher
Hans Adam II. unter Beschuss
VADUZ. Den Vorwurf des Rassismus musste sich auch schon Fürst Hans Adam II. gefallen lassen. Im Verlauf des Steuerstreits mit Deutschland bezeichnete er das Land in einem Brief an einen Museumsdirektor im Juni 2008 als «Viertes Reich». Damit löste er in Deutschland einen Sturm der Entrüstung aus. Zudem warf ihm der Zentralrat der Juden vor, dass er die Verbrechen der Nazis verharmlose, indem er die Bundesrepublik in eine Reihe mit dem Dritten Reich stelle.