Neue Luzerner Zeitung
Kommentar
Mit Aufmärschen von Rechtsradikalen und als Reaktion darauf gewaltigen Polizeiaufgeboten
sorgte die Rütlifeier jahrelang für negative Schlagzeilen. Nun ist Ruhe eingekehrt. Das zeigt sich
auch daran, dass Schiffe vom Rütli wie schon letztes Jahr wieder in Brunnen anlegen können.
Noch 2007 weigerte sich die Gemeinde Ingenbohl, solches zuzulassen, aus Angst vor dem
Aufmarsch Rechtsextremer.
Positiv ist, dass das Rütli am Nationalfeiertag nicht mehr für kriegerische Schlagzeilen sorgt.
Nachdenklich stimmen muss hingegen der Preis, der dafür gezahlt wird: Auf der mythischen
Gründungswiese der Eidgenossenschaft darf kein Bundesrat sprechen, um Extreme nicht zu
provozieren. Und ausgerechnet am Nationalfeiertag brauchen Schweizerinnen und Schweizer
ein Ticket, um aufs Rütli zu gelangen.
Diese Massnahmen haben dazu geführt, dass wieder Ruhe einkehrt. Das ist gut so. Trotzdem
ist zu hoffen, dass die Restriktionen im Zugang mittelfristig abgeschafft werden können. Denn
dass wir solche Massnahmen in der Schweiz benötigen in einem Land, in dem Bundesräte
noch mit den öffentlichen Verkehrsmitteln fahren können , ist eigentlich traurig.
Cyril Aregger