Tuggen: Ein Besucher des «Bar & Pub» schildert seine Sicht der Schlägerei vom Sonntag

 

Zürichsee-Zeitung vom 10.11.2009

Prügelopfer kritisiert Veranstalter

Am Sonntag kam es am Festival «Bar & Pub Tuggen» zu einer massiven Schlägerei, an der auch viele Personen aus der rechten Szene beteiligt waren. Ein Augenzeuge übt Kritik am Sicherheitskonzept.

 

Matthias Mehl

«Heil, Heil!», hätten die rund 20 Rechtsradikalen immer wieder laut gerufen, während sie am frühen Sonntagmorgen vor dem Festareal des «Bar & Pub Tuggen» Bierflaschen auf die Leute warfen. Dies schildert Claudio Meier (Name geändert), der am Festival mit Bekannten feierte. Als der junge Mann mit seinen Freunden vor das Festzelt trat, wurden sie von den Rechtsradikalen angepöbelt. «Wir wollten eigentlich gehen, aber die haben nicht aufgehört», sagt Meier. Er habe dann versucht, mit den Männern zu reden und sei auf sie zugegangen. In diesem Moment habe ihm einer der Rechtsradikalen die Faust ins Gesicht geschlagen, zwei schnelle Schläge folgten. Meier wehrte sich, die Situation lief aus dem Ruder. Auch andere Personen, Ausländer wie Schweizer, seien angegriffen worden.

Zu wenig Sicherheitskräfte?

Kurze Zeit später traf die Polizei ein. Weil sich die Lage immer mehr zuspitzte, musste sie Verstärkung anfordern, heisst es auf Anfrage. Erst als mehr Beamte eingetroffen waren, hätten auch die privaten Sicherheitskräfte vor Ort reagiert, sagt Claudio Meier. «Die konnten bis dahin ja gar nichts tun, es waren viel zu wenige», sagt er. Und genau das kann er nicht verstehen. «Dass die Rechten vor dem Festgelände des ‹Bar & Pub› gerne Leute aufmischen, ist schon lange bekannt», betont Meier. Oftmals versteckten sie Metallstangen auf dem Areal, um diese später als Schlaggeräte zu gebrauchen. Claudio Meier musste seine Wunden im Spital behandeln lassen, er hat bereits Anzeige gegen Unbekannt eingereicht. «Es hätte mehr Sicherheitspersonal gebraucht», zieht er Bilanz.

Das will Rolf Marty vom Festival-Organisator Impuls Party GmbH in Bäch so nicht gelten lassen. «Wir haben das Sicherheitspersonal sogar um zwei Personen aufgestockt», sagt Marty. Insgesamt verfüge man über mehr Sicherheitsleute, als für solche Veranstaltungen vorgeschrieben und üblich sei. «Aus diesem Grund kommt es auf dem eigentlichen Festgelände nie zu Schlägereien.» Zudem habe man kostenlose Shuttlebusse organisiert, damit die Leute nicht lange vor dem Festzelt herumstehen müssen.

«Dass sich ein paar Leute leider nicht im Griff haben und besonders negativ auffallen müssen, ist natürlich schade», räumt Marty ein. Doch von den rund 2200 Personen, die von Samstag auf Sonntag in Tuggen gefeiert hätten, sei dies dennoch nur ein kleiner Teil gewesen. Dass das «Bar & Pub»-Festival ein Magnet für rechtsextreme Personen sei, kann Marty nicht bestätigen. Auch Tuggens Gemeindepräsident Rolf Hinder sieht das anders. «Bei einem so grossen Fest sind wohl auch solche Leute dabei, dass sie aber vor allem ans Festival kommen, ist uns nicht bekannt.» Die Veranstalter merkten aber, dass heuer generell mehr aggressive Leute zu Festanlässen kämen als früher. Diese Erfahrungen mache man überall. «Das ist aber ein Problem der Gesellschaft, nicht des Anlasses», betont Rolf Marty. Gemeindepräsident Rolf Hinder hält fest: «Man kann wegen einigen Chaoten auch nicht alle Feste absagen.» Für ihn geht es jetzt darum, nach vorne zu schauen. Heute sitzt Hinder mit Polizei und Veranstaltern zusammen, um das Sicherheitskonzept zu besprechen.

Personen aus der rechten Szene haben am «Bar & Pub» in Tuggen für Radau gesorgt. Die Veranstalter bedauern dies, betonen aber, dass ihr Sicherheitsdispositiv gut ausgearbeitet sei.