Üben für den 1. August
Mehrere rechtsextremistische Gruppierungen mobilisieren für einen Aufmarsch auf dem Rütli zum 1. August.
Hans Stutz
Mehrere Schweizer Fahnen wie auch mehrere Fahnen der Partei National Orientierter Schweizer (PNOS) fielen am vergangenen Samstag in der süddeutschen Kleinstadt Schwäbisch Hall auf, als über 200 RechtsextremistInnen gegen die Wehrmachtsausstellung marschierten. Ein ganzer Reisebus mit Neonazis war aus der Schweiz angereist. Die weit gereisten DemonstrantInnen hörten auch eine Rede des Schweizer Holocaust-Leugners Bernhard Schaub. Schaub habe, so schreibt ein Szene-Berichterstatter, in «einer emotionalen Ansprache vom unzertrennlichen Band zwischen der Schweiz und Deutschland» gesprochen, und auch davon, «dass im Zweiten Weltkrieg über 2000 Schweizer Bürger unter der Stacheldrahtgrenze hin- durchgekrochen sind, um in der deutschen Wehrmacht und europäischen Freiwilligenarmee Waffen-SS-Dienst für Europa und die weisse Rasse zu tun». Schaub erweist sich damit zunehmend als hartgesottener Neonazi.
Anschliessend fuhren die Schweizer RechtsextremistInnen nach Heilbronn, wo sie an einer Kundgebung gegen «Sozialabbau und linken Gesinnungsterror» mitliefen. Sie sind offensichtlich demonstrationsfreudig geworden. Bereits an den beiden vorangehenden Wochenenden hatten sie selbst drei Demonstrationen durchgeführt. Zuerst marschierten am letzten Juniwochenende rund fünfzig Glatzen im Festumzug der Sempacher Schlachtfeier mit, aufgerufen zur Teilnahme hatte die PNOS, die Organisation vor Ort leistete die lokale Organisation Morgenstern. Ebenfalls anwesend waren Mitglieder der Berner Nationalen Offensive.
Am gleichen Abend zogen in einem unbewilligten Zug über hundert Westschweizer RechtsextremistInnen durch Yverdon zum Bahnhof. Anlass war die Ermordung eines 18-jährigen Jugendlichen, der von der Westschweizer Boulevardpresse zuerst als Biedermann dargestellt, doch später als Rechtsextremist erkannt wurde. Ein «Kadermitglied» der Skinhead-Organisation Blood and Honour Romandie habe eine spontane Rede gehalten, berichtete die seit kurzem aktive völkische Organisation Avant Garde Suisse.
Ebenfalls unangemeldet war der Aufmarsch in Burgdorf. Am ersten Juliwochenende zogen gegen hundert Glatzen auf den Friedhof, um des ersten Todestages eines verunfallten Kameraden zu gedenken. In ihrem Veranstaltungsbericht beschwert sich die PNOS, dass die Teilnehmer von der Polizei kontrolliert worden seien. Noch am gleichen Abend protestierten jugendliche AntifaschistInnen mit einer eiligst organisierten Kundgebung gegen die «Fascho»-Demo.
Ein weiterer grosser Aufmarsch zeichnet sich bereits ab: In mehreren Aufrufen mobilisieren Rechtsextremisten zur Teilnahme an der offiziellen Nationalfeier auf dem Rütli. Erstmals zirkuliert auch in der Westschweiz ein Aufruf.