20 Minuten vom 23.04.2009
Rechtsextreme haben ihre Methode geändert: Statt mit Springerstiefeln und Glatze treten sie heute auch als Wissenschaftler oder Musiker auf, so der Soziologe Ueli Mäder*.
In Wien infiltrieren rechte Kreise etwa die Kunsthochschule. Beobachten sie Ähnliches in der Schweiz? Ueli Mäder: Die Schweizer Rechtsextremen sind ebenfalls raffinierter geworden. Sie versuchen neue Kreise anzusprechen und in der Politik, im Sport oder in der Musik Fuss zu fassen. Das Gleiche gilt für die Wissenschaft, die Kunst sowie stark für den esoterischen Bereich. Dort versuchen die Rechtsextremen an Einfluss zu gewinnen. Wie äussert sich das? Die plumpen, provokativen Methoden gibt es noch, aber sie greifen heute weniger. Neu demonstrieren die Rechtsextremen etwa gegen das Anti-Rassismusgesetz, statt offen gegen Ausländer zu hetzen. Optisch führt der Trend weg von Glatze und Stiefeln hin zu Anzug und Krawatte. Sehen Sie hinter dem neuen Kurs eine Gefahr? Die Prävention hat sich lange zu sehr am klassischen Bild des Rechtsextremen festgehalten. Heute sind die Rechtsextremen aber weniger fassbar, weil sie sich häufiger in informellen Kreisen bewegen. Deshalb ist die ganze Gesellschaft gefordert: Das Problem muss ernst genommen werden. Lorenz Hanselmann
*Ueli Mäder ist Co-Leiter der Studie «Rechtsextreme Jugendliche: Ausstiegsmotivation und familiäre Sozialisation»