Burgdorf ist in den letzten Jahren wiederholt wegen rechtsextremer Übergriffe und Konzerte in die Schlagzeilen geraten. Das Image einer rechtsextremen Hochburg gefällt der Stadtregierung freilich nicht. So hielt sich denn ihre Begeisterung in Grenzen, als sie vom Regierungsstatthalter gezwungen wurde, eine für letzten Sonntag vorgesehene Demonstration der Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) zu bewilligen.
«Wir wollten, dass das Ganze medial möglichst unbeachtet über die Bühne geht», sagt Stadtpräsidentin Elisabeth Zäch (SP) zur WOZ. Man habe der Pnos keine «Kulisse für ihr untolerierbares und menschenverachtendes Gedankengut» bieten wollen. Deswegen habe man der Partei per Auflage verboten, im Internet zu mobilisieren und selber die Medien nicht informiert, «was sich im Nachhinein als etwas naiv erwiesen hat», so Zäch.
Trotz der juristisch fragwürdigen Auflage entdeckte WOZ-Autor Hans Stutz den Aufruf in einem Internetforum und machte den bevorstehenden Aufmarsch im «Bund» publik. Darauf mobilisierten auch antifaschistische Gruppen nach Burgdorf, und die «Berner Zeitung» warnte vor «Gewalt und Chaos». Den BurgdorferInnen empfahl Elisabeth Zäch, an diesem Tag daheimzubleiben. Die Pnos musste sich «aus Sicherheitsgründen» mit einer Platzkundgebung ausserhalb der Altstadt zufriedengeben.
«Burgdorfs Bürger manifestierten ihr Verständnis von Demokratie durch ihre peinliche Abwesenheit», kommentieren antifaschistische Gruppen die Ereignisse vom Sonntag in einem Communiqué. Faschistische Aufmärsche gelte es «effektiv zu verhindern», doch dies gelang auch den 200 nach Burgdorf gereisten Antifas nicht: Die Pnos hatte nach Bern umdisponiert, und nur wenige Dutzend Neonazis waren tatsächlich nach Burgdorf gekommen, wo auch die Antifas festsassen. Der «Marsch auf Bern» fand dafür laut einer Augenzeugin in einer fast menschenleeren Berner Innenstadt statt – fernab der Kameras von JournalistInnen, die ebenfalls in Burgdorf auf eine allfällige Kundgebung warteten. dg