Die Freiburger Polizei sprach von einem minuziös geplanten Überfall, nachdem letzten Oktober rund 30 Vermummte die Freiburger Bar Elvis et moi in wenigen Minuten kurz und klein geschlagen hatten (siehe Kasten). Von Anfang an vermutete die Kantonspolizei, dass Anhänger der linksextremen Szene in Bern hinter der Tat stehen könnten. Gestern vermeldeten die Untersuchungsbehörden einen Ermittlungserfolg: Am Dienstagmorgen hatten Freiburger Polizisten zusammen mit der Berner Kantonspolizei in Bern, verteilt auf dem ganzen Stadtgebiet, acht Hausdurchsuchungen durchgeführt. Ohne Gewalt konnte die Polizei sieben Personen festnehmen. Die fünf Männer und zwei Frauen hätten sich «sehr unkooperativ» verhalten, sagte Florian Walser, Chef der Freiburger Kriminalpolizei. Zwei hätten abgestritten, etwas mit dem Überfall zu tun zu haben. Die andern fünf hätten ihr Recht geltend gemacht, zu schweigen. Sechs Personen, alle Schweizer, wurden nach den Vernehmungen wieder auf freien Fuss gesetzt. Sie wurden als Auskunftspersonen befragt. Ein 22-jähriger, in der Schweiz geborener und wohnender Deutscher wurde an den Haftrichter weitergeleitet.
DNA-Spuren gefunden
Die Freiburger Untersuchungsbehörden waren durch DNA-Spuren auf Handschuhen und Mützen, die sie in der Bar Elvis et moi und auf dem Fluchtweg gefunden hatten, auf den Deutschen gestossen. Er hat zwar keine Vorstrafen, doch war er bereits von der Berner Polizei angehalten worden; daher war seine DNA registriert. «Wir haben sehr konkrete Hinweise, dass er in die Taten verwickelt ist», sagte Untersuchungsrichter Marc Bugnon. Zudem bestehe die Gefahr, dass er sich mit weiteren möglichen Tätern absprechen könnte, würde er auf freien Fuss gesetzt. Bugnon ergänzte, die Behörden verfolgten weiterhin zwei Thesen: Zum einen könnte es sich um eine persönliche Abrechnung zwischen Linksextremen und dem Organisator von Soleil Noir handeln. Zum andern könne nicht ausgeschlossen werden, dass die Täter aus ideologischen Gründen gehandelt hätten. Die Band Camerata Mediolanense stammt aus der Dark-Wave-Szene; Teilen dieser Szene wird rechtsextremes Gedankengut nachgesagt.
Grosses Waffenarsenal
«Wir haben die Personen des harten Kerns angehalten», sagte Marc Bugnon. «Nun ermitteln wir auf breiter Front weiter.» Bei den Durchsuchungen wurden Waffen – verbotene Messer, eine Softairpistole, Teleskopschlagstöcke, Schlagringe – sowie Computer und Handys beschlagnahmt. Die Auswertung der Computer und Telefone soll zu weiteren Verdächtigen führen. Die Polizei fand auch Propagandamaterial, mit dessen Hilfe die Gruppe derlinksextremen Szene zugeordnet werden kann, erklärte Benoît Dumas.
Nicole Jegerlehner Hans Ulrich Schaad