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ANTIRASSISMUS / Zum dritten Mal führt das «Klartext»-Projekt übernächstes Wochenende die Antirassismus-Tage im Jugendzentrum Gaskessel durch. Nachwuchsbands aus der Jazz-, Rock-, Pop- und Hip-Hop-Szene aus Bern und Umgebung singen gegen Fremdenhass. Ein Theaterstück mit jungen Asylsuchenden, ein Dokumentarfilm über Skinheads und eine Podiumsdiskussion mit Extremismus-Experten bilden das Rahmenprogramm.
sch. Rassismus äussert sich nicht nur in nackter Gewalt, wie letzte Woche in Köniz, als ein Jugendlicher von angeblichen Rechtsradikalen spitalreif geprügelt wurde. Weiter verbreitet ist der latent vorhandene Fremdenhass. «I bi ke Rassischt, aber si närve mi gliich», fasst die junge Berner Hip-Hop-Band «Da Fit’s Churchhill» jene ausländerfeindliche Geisteshaltung in Worte, die unlängst von jedem zweiten Schweizer Berufsschüler anlässlich einer Befragung geäussert wurde. Hinter der Verneinung, ein Rassist zu sein, kommen gängige Vorurteile zutage. Die jungen Hip-Hopper singen: «U we si nümm wüsse, was mache, de fö si afa deale. Schnee han i scho gärn, aber nume zum Schiile. We d’s nid wosch tschegge, de gang doch a Loeb-Egge, aune Orte tuet’s megge, i verrecke…»
Dritte Antirassismustage
Mit Songs wie diesem will das Projekt «Klartext» «klaren Stellungnahmen von Jugendlichen gegen Rassismus» eine Plattform geben, wie Projektleiter Christian Wirz gestern vor den Medien erklärte (siehe unten). Die jungen Nachwuchsbands werden jeweils am Freitag und am Samstag nächster Woche im Gaskessel auf der Bühne stehen. Daneben stehen an den Antirassismustagen, die heuer zum dritten Mal in Bern über die Bühne gehen, noch andere Anlässe auf dem Programm.
In der Cinématte findet am Donnerstag, 21. März, ein Filmabend statt. Gezeigt wird der Dokumentarfilm von Daniel Schweizer, der junge Skinheads in der Schweiz, in Polen und in Dänemark begleitete. Laut Pressetext zeige der Film «die abgrundtiefe Leere» der Glatzköpfe, aber auch «klandestine» Neonazi-Konzerte, «an denen sich die Skins so männlich und zärtlich gegenseitig anrempeln». Es handle sich um ein «heikles Dokument, gerade für Jugendliche», sagten die Organisatoren gestern. Deshalb werde nach dem Film eine Diskussion mit Szenekenner Hans Stutz stattfinden. Am Freitag stellen junge Asylsuchende im Gaskessel im Rahmen des Theaterstücks «A-Tourist – amtl. geduldet» dar, «wie sie mit der Schweiz konfrontiert werden», wie der Projektverantwortliche Christoph Hebing gestern darlegte.
Am Samstag um 20 Uhr fragen unter anderem Stadtratspräsidentin Annemarie Sancar Flückiger und Roman Studer vom Bundesamt für Polizei an einer Podiumsdiskussion nach den Ursachen für die zunehmende Fremdenfeindlichkeit und suchen nach Lösungsansätzen. Dass dies nicht einfach sein dürfte, kommt auch bei den eingangs erwähnten Hip-Hoppern zum Ausdruck. Ihr Ratschlag lautet: «Mir müesse üs aui ganz fescht Müeh gä, süsch chöme mir nie zum ne Ändi…»
Bis 2004 «Klartext» sprechen
sch. Letztes Jahr übernahm der Verein «Klick, Tipps und Infos» das Projekt «Klartext» vom Verein «Vernetzte und offene Jugendarbeit in Stadt und Region Bern». Unterstützt wird das Projekt vom Fonds «Für Menschenrechte, gegen Rassismus» des Bundes mit 105’000 Franken. Daneben stellt auch Caritas Schweiz 90’000 Franken zur Verfügung. Caritas wolle sich «der Jugend annähern», begründete Caritas-Mitarbeiter Josef D’Inca gestern das Engagement des Hilfswerks. Bis 2004 sollen in der gesamten Deutschschweiz insgesamt 15 «Klartext»-Veranstaltungen über die Bühne gehen. Näheres unter: http://www.klartext-online.ch.