Die Kantonspolizei Bern hat gegen die Organisatoren des Neonazi-Konzertes in Lotzwil Strafanzeige eingereicht. Auch im Grossen Rat soll im November das Treffen von rund 250 Rechtsextremen bei der Waldhütte aufs Tapet kommen.
Christian Liechti
Den Organisatoren von «Helvetien rockt» flattert eine Strafanzeige der Kantonspolizei Bern ins Haus. Diese sieht das Gastgewerbe-, das Wald- sowie Jagd- und Wildtierschutzgesetz verletzt. Zum unbewilligten Konzert bei der Waldhütte der Burgergemeinde Lotzwil von Mitte September reisten rund 250 Rechtsextreme aus der ganzen Schweiz sowie dem nahen Ausland an. Das Treffen sowie die Auftritte zweier einschlägig bekannter Bands waren unbewilligt. Über 50 Polizisten waren vor Ort, kontrollierten die Rechtsextremen, liessen aber das unbewilligte Treffen mit Berufung auf die Verhältnismässigkeit ablaufen.
Daran stossen sich die Grossräte Blaise Kropf (Grüne) und Corado Pardini (SP/Juso). Beide wollen in der Novembersession des Grossen Rates in der Fragerunde oder mit konkreten Vorstössen den Einsatz der Kantonspolizei thematisieren. «Solche Treffen Rechtsextremer sind inakzeptabel», sagt Kropf auf Anfrage dieser Zeitung. «Wir müssen nun auf politischer Ebene über unsere Haltung diskutieren.»
Einsatz hinterfragen
Dabei soll auch der Einsatz der Polizei kritisch hinterfragt werden. Es gehe nicht an, so Kropf, dass die Polizei bei einem solchen Konzert nicht einschreite. Auch Regierungsstatthalter Martin Lerch – er forderte von der Polizei den Abbruch des Konzerts – wurde beim Polizeikommando in dieser Sache bereits vorstellig (wir berichteten). Unklar ist auch, ob das Neonazi-Treffen in Lotzwil auch Folgen auf die Partei national orientierter Schweizer (Pnos) hat.
Wie Recherchen dieser Zeitung ergaben, orderte Pnos-Mitglied Dominic Lüthard bei einer Baufirma in Aarwangen die Absperrgitter, die unliebsame Gäste von der Waldhütte fernhalten sollten. Lüthard kandidiert in Roggwil für einen Sitz im Gemeinderat und ist Frontsänger der Neonazi-Rockband Indiziert. Personen aus dem Umfeld der Band können zu den Organisatoren von «Helvetien rockt» gezählt werden. Lüthard teilt in einem Mail an diese Zeitung mit, dass er berufshalber zurzeit nicht erreicht werden könne.