«Wir sind sehr schockiert»Besuch im Internet hatte für einen Nazi-Sympathisanten Folgen: Sein Arbeitgeber, die Treuhandfirma Atag Ernst & Young in Bern, hat den 28jährigen Offizier der Fliegertruppe sofort freigestellt.
Seit Mitte Januar ist die deutschprachige Homepage «InterNet-Waffen SS» über einen kanadischen Server im Internet erreichbar. Die Seiten enthalten Bilder und Plakate von Adolf Hitler, zeigen nationalsozialistische Symbole oder verweisen den Leser auf Beiträge wie «Mein Kampf». Laut dem «Bund» soll der 28jährige S. diese Homepage mehrmals «besucht» haben, und er soll ausserdem den Machern zur gelungenen «Site» gratuliert haben. Dabei habe er die E-Mail-Adresse seines Arbeitgebers hinterlassen: «be.aey.ch» – was für die Berner Filiale der renommierten und bekannten Treuhand- und Beratungsfirma Atag Ernst & Young steht. Die Firma hat offenbar bereits Ende letzten Jahres bei einer Routinekontrolle gemerkt, dass S. die Homepages von Neonazis besuchte. S. wurde darauf angesprochen, worauf dieser «ein allgemeines Interesse» geltend machte.
Die Firma unternahm nichts, bis sie Mitte April auf eine aktuelle Ausgabe der Reitschulzeitung «Megaphon» – die S. mit vollem Namen als Neonazi geoutet hatte – aufmerksam gemacht wurde. Kurz darauf musste S. seine Kündigung einreichen. «Ein rechtsextremer Sympathisant in unseren Reihen ist für uns nicht tragbar», erklärte der Leiter der Atag-Niederlassung, Rudolf von Siebenthal, gegenüber dem «Bund». Aber: Der Beweis, dass S. selber die E-Mail-Adresse plaziert habe, sei nicht zu erbringen. Daher hat die Atag S. auch nicht angezeigt.
S. sieht sich zwar als Opfer eines Komplotts, hat aber gestern morgen seine Demission als Vorstandsmitglied der FDP Belp eingereicht. «Wir haben nie etwas gemerkt und sind sehr schockiert», erklärte FDP-Vizepräsident Jürg Wernli gegenüber der BZ. «S. hat nie rechtsextreme Äusserungen gemacht, und das hätten wir auch nie toleriert.» cr