«Sind bereit, wenn es abgeht»
Die Zentralschweizer Polizeikorps arbeiten für den Einsatz auf dem Rütli zusammen.
Die Polizei setzt alles daran, dass es eine würdige Feier ohne Störaktionen gibt.
Konfliktpotenzial sieht sie hingegen bei der Ticketkontrolle in Brunnen.
«Wir könnten uns rasch an einen anderen Ort verschieben, wenn die Musik anderswo abgeht.»
Polizeikommandant Reto Habermacher ist froh um die überkantonale Zusammenarbeit. Für ihn ist aber auch klar: Altdorf könnte zum Ziel der Rechtsradikalen werden.
Von Markus Zwyssig
Die Tickets für die 1.-August-Feier sind kein Renner.
Reto Habermacher: Wie viele Tickets genau weg sind, weiss ich nicht. Dafür ist die Schweizerische Gemeinnützige Gesellschaft als Veranstalterin verantwortlich. Der Andrang wird aber nicht überwältigend sein. Höchstens 2000 Gäste sind die Vorgabe. Diese Zahl wird wohl nicht überschritten.
Ist das ein gutes Zeichen für eine ruhige Feier?
Habermacher: Die Zahl der Gäste ist nicht so entscheidend. Klar, je mehr Leute kommen, umso grösser ist unser Kontrollaufwand. Auch steigt das Risiko, dass Leute erscheinen, die wir lieber nicht auf dem Rütli haben möchten. Entscheidend ist, dass jeder über ein Ticket verfügt und die Kontrollstelle passiert. Wir können Leute zurückweisen, wenn wir sie als problematisch einstufen, selbst wenn sie ein Ticket haben.
Zurückgewiesen werden aber nur der Polizei einschlägig bekannte Rechtsradikale. Sympathisanten kommen gleichwohl aufs Rütli.
Habermacher: Wenn unser System funktioniert, und davon gehe ich aus, wird die Zahl der potenziellen Ruhestörer kaum ein Problem sein. Es muss aber eine ungestörte Feier geben.
Wie gewaltbereit ist die Szene?
Habermacher: In den vergangenen Jahren hatte die Polizei auf dem Rütli keine Probleme. Die Rechtsradikalen liessen sich kontrollieren. Gegenstände, die nicht erlaubt sind, konnten wir ihnen abnehmen. Zudem begingen sie soweit wir dies haben feststellen können auch keine Straftaten. Die Rechtsextremen liefern aber ein grosses Störpotenzial, weil sie eine andere Meinung haben als die Redner und das auch lautstark kundtun. Und sie fallen durch ihre grosse Zahl und durch ihr Erscheinungsbild auf. Gefährlicher als das Rütli schätzen wir aus polizeilicher Sicht die Umsetzung des neuen Kontrollsystems ein. Und vor allem könnten linke und rechte Kreise aufeinander prallen. Dieses Gewaltpotenzial ist neu für eine Rütlifeier.
Abgehen könnte die Post wohl vor allem in Brunnen?
Habermacher: Das kann an x Orten passieren. Brunnen ist einer der kritischen Punkte, wenn die unwillkommenen Gäste auf dem offiziellen Weg versuchen, auf das Rütli zu kommen. Aber es gibt auch andere Möglichkeiten. Sie könnten den Landweg über Seelisberg wählen. Oder die Szene könnte sich auf einen anderen Schauplatz konzentrieren.
Wenn die Rechtsradikalen nach Flüelen oder Altdorf ausweichen würden, wäre das ein grosses Problem für die Urner Polizei?
Habermacher: Theoretisch können sich die Rechtsextremen überall in der Schweiz treffen. Das Rütli ist zwar ein geschichtsträchtiger Ort, aber hier findet nicht die offizielle 1.-August-Feier der Schweiz statt. Die rechtsradikale Szene ist sehr mobil und könnte sich kurzfristig für einen anderen Schauplatz entscheiden. Bundesrat Blocher tritt in Obwalden auf. Auch alle übrigen Magistraten halten Reden. Altdorf und das Telldenkmal könnten ein Ziel sein. Dank unserer Planung und der dauernden Lagebeurteilung werden wir aber rechtzeitig an jedem Ort in der Zentralschweiz sein. So können wir unsere Polizeikräfte da einsetzen, wo sie gebraucht werden.
Urner Polizisten kommen demnach nicht nur im Kanton Uri zum Einsatz?
Habermacher: Doch, in erster Linie schon. Aufgrund der topografischen Kenntnisse und der rechtlichen Vorgaben werden wir unsere Kräfte primär in Uri einsetzen. Wir könnten uns aber im Rahmen der zentralschweizerischen Zusammenarbeit rasch an einen anderen Ort verschieben, wenn die Musik anderswo abgeht.
Zurzeit sieht es aber nicht danach aus. Im Internet rufen die Rechtsradikalen zur Teilnahme an der Rütlifeier auf. Wie viele werden kommen?
Habermacher: Wir rechnen mit ähnlichen Zahlen wie 2005. Damals kamen rund 600 Besucher der rechten Szene. Fraglich ist, ob es bei einem Auftritt bleibt oder ob sich die Szene zersplittert. Das behalten wir aber im Auge.
Wie speziell ist der Einsatz am 1. August für die Urner Polizei?
Habermacher: Für Uri wie auch für die übrige Zentralschweiz mit Ausnahme der Stadtkantone ist es ein spezieller Einsatz. Wir haben uns sonst höchstens ab und zu mit einer Blockade der Autobahn zu beschäftigen. Hier profitieren wir von den Erfahrungen der grösseren Polizeikorps. Deshalb gibt es eine Gesamteinsatzleitung. Wir sind vollumfänglich ausgerüstet und vorbereitet. Rechtsradikale vom Rütli fern zu halten ist aber ganz eindeutig nicht ein Kerngeschäft der Urner Polizei.