Dass Rechtsextreme am 1. Mai in Langenthal demonstrierten, ist Zufall. Das die Meinung des Beobachters Hans Stutz.
· Interview: Stefan Aerni
Herr Stutz, Ende 1980er-Jahre war Langenthal schon einmal ein Hort der Rechten. Kommen die «Glatzen» jetzt wieder zurück?
Hans Stutz: Nein, das glaube ich nicht.
Was macht Sie so sicher?
Damit sich ein Zentrum bilden kann wie einst in den 80ern, brauchts Exponenten, die in diesem Ort wohnen und aktiv sind. Und das gibts zurzeit in Langenthal nicht.
Warum dann jetzt trotzdem wieder Langenthal?
Das ist zufällig so gekommen. Die Demo hätte gerade so gut irgendwo anders im Mittelland stattfinden können. Schon seit Wochen rief die Pnos (Partei National orientierter Schweizer, die Red.) im Internet zu einer Kundgebung auf. Auch Solothurn und Zofingen standen zur Diskussion. Doch zumindest in Solothurn blockten die Behörden offenbar ab. So wichen die Rechtsextremen halt nach Langenthal aus.
Wo Polizei und Behörden aus allen Wolken fielen?
Es gehört zur Taktik der Rechtsextremen, sich kurzfristig zu treffen. Das hat man auch letztes Jahr gesehen, als sie das mehrere Male so machten.
Was für eine Gruppierung ist die Pnos eigentlich?
Sie wurde vor gut drei Jahren im Kanton Baselland gegründet und weist eindeutig rechtsextreme Züge auf. Das heisst, sie ist gegen aussereuropäische Ausländer und Juden gerichtet und obendrein antidemokratsch.
Also eine gefährliche Partei?
Tatsache ist, dass die Pnos konsequenter arbeitet und und stärker ist als andere rechte Gruppierungen wie etwa die inzwischen inaktive Nationale Partei der Schweiz (NPS). So ist bekannt, dass es das erklärte Ziel der Pnos ist, in der institutionellen Politik Fuss zu fassen. Im Aargau trat die Partei auch schon zu Wahlen an. Bisher allerdings ohne Erfolg.
Wann gelingt dem ersten Pnos-Vertreter der Sprung in ein Parlament?
Daran glaube ich nicht, jedenfalls die nächsten Jahre nicht. Dafür agiert die Partei doch noch zu offenisichtlich im rechtsextremen Bereich.
Was haben die «Rechten» am 1. Mai überhaupt verloren?
Das ist historisch bedingt. Schon die Nazis kannten den Tag der Arbeit. Auch die Pnos sieht sich als Vertreterin der sozial Schwachen. Ein Terrain, das sie natürlich nicht den Linken überlassen will.
Wobei die Linken nicht weniger gewaltbereit sind?
Für einen Teil in Zürich mag das gelten. Aber auch bei Fussballspielen kommt es immer wieder zu Randale. ·
Hans Stutz (52), Journalist/Buchautor, befasst sich seit Jahren mit dem Rechtsextremismus in der Schweiz.