Rechtsextreme kommen aufs Rütli

Blick

Rechtsextreme kommen aufs Rütli

Von Beat Kraushaar und Niklaus Wächter

BRUNNEN SZ. Am Nationalfeiertag wird das Rütli zur Festung gegen Neonazis. Aber die Organisatoren wissen jetzt schon: Eine Feier ohne Rechtsextreme gibt es nicht.

«Rütlifeier 1. August 2006. Noch 13 Tage», steht auf der rechtsextremen Internetseite www.848.ch (8-4-8 steht für Heil dir Helvetia – oder Heil dir Hitler, abgeleitet von den Buchstaben im Alphabet).

Und die braune Brut lässt keine Zweifel offen, dass sie die Konfrontation sucht. «Wenn immer die heilige Schwurnacht sich jährt, wir werden da sein, mit und ohne Ticket! Niemand wird uns stoppen», heisst es auf der Webseite.

Unverfroren werden die Rechtsextremen auf den einschlägigen Internetforen aufgefordert, Tickets für die Rütli-Feier zu bestellen.

Mit einigem Erfolg, bestätigt Herbert Ammann, Koordinator für die Bundesfeier 2006, gegenüber BLICK: «Wir rechnen damit, dass es maximal ein paar Dutzend Rechtsextreme auf das Rütli schaffen – trotz rigorosen Kontrollen.»

Zum einen sei es unmöglich, bei rund 1500 Ticket-Anmeldungen alle Rechtsextremen herauszufiltern. Zum anderen dürfen die Daten der Besucher nicht einer Staatsschutzprüfung unterzogen werden. Die Urner Datenschutzbeauftragte Beatrice Kolvodouris hat ihr Veto dagegen eingelegt.

Dass es bei den paar Dutzend Rechtsextremen auf dem Rütli bleibt, dafür will die Polizei mit einem Grossaufgebot sorgen. Das Zentralschweizer Polizeikonkordat wird mit ausserkantonalen Sicherheitskräften aufgestockt. Und es gibt nur eine «hohle Gasse» die aufs Rütli führt. «Die Landwege zum Rütli werden polizeilich kontrolliert. Grundsätzlich müssen Personen mit einem gültigen Ticket die Kontrollstelle in Brunnen passieren. Danach werden die Besucher vom extra gebauten Schiffssteg Fallenbach zum Rütli gefahren», sagt Florian Grossmann, Infochef der Kantonspolizei Schwyz.

Für Rechtsextreme, die versuchen, in der Nacht vor der Feier zum Rütli zu schleichen, hat die Polizei vorgesorgt: Ein Superpuma-Heli der Schweizer Armee wird sie mit einer Wärmebildkamera aufspüren.

Von diesem Steg aus werden die Leute aufs Rütli gefahren. Die Organisatoren rechnen auch mit rechtsextremen Besuchern.

Jedes Jahr wurden es mehr Rechtsextreme

BRUNNEN SZ. Schon sechs Mal entehrten Rechtsextreme den Nationalfeiertag auf dem Rütli.

2000 Über 100 Rechtsextreme schwenken Fahnen mit Neonazi-Symbolen. Die Rechtsextremen unterbrechen Bundesrat Villigers Rede mit Buhrufen.

2001 100 Rechtsextreme auf dem Rütli. Die Polizei beschlagnahmt Messer und Tränengas.

2002 300 Rechtsextreme marschieren auf. Wieder werden Messer und Tränengas beschlagnahmt.

2003 450 Rechtsextreme auf dem Rütli. Beim Marsch durch Brunnen grölen sie rechtsextreme Parolen.

2004 400 Rechtsextreme an der Feier. Waffen und Feuerwerkskörper werden beschlagnahmt.

2005 700 Rechtsextreme buhen Bundespräsident Samuel Schmid bei seiner Rede aus. Danach können sie ungehindert durch Brunnen marschieren.