Berner Zeitung vom 04.04.2000
Bekannt ist Gaston-Armand Amaudruz als notorischer Holocaust-Leugner. Er hat aber auch Kontakte zu den Skinheads. Experten zählen ihn sogar zu den Führern der Schweizer Rechtsextremen.
Der 12. August 1989 war für die Neonazis in der Schweiz ein historischer Tag: Zum ersten Mal seit dem Zusammenbruch des Faschismus wagten sie sichmit einer Kundgebung an die Öffentlichkeit – und das mitten in der Luzerner Altstadt. Organisatorin war die Nationale Koordination, der ideologische Kopf Gaston-Armand Amaudruz. Der Waadtländer reiste mit seinen Getreuen an,um die Hauptrede zu halten. Seit der Nachkriegszeit ist der Altfaschist als notorischer Holocaust-Leugner und unermödlicher Agitator bekannt.
Gerne in der Waffen-SS?
Regelmässig seit 1951 erscheint Amaudruz’ «Courrier du Continent», das Mitteilungsblatt der so genannten Europäischen Neu-Ordnung (ENO). Gedruckt werden jeweils 500 Exemplare. In dieser Zeitung veröffentlichte er auch dieArtikel, wegen denen er jetzt in Lausanne vor Gericht steht. Mit seiner politischen Tätigkeit begann Amaudruz allerdings viel früher – bereits in den Kriegsjahren. Dies belegen Akten der Bundespolizei, wie die «Weltwoche» in ihrer neuesten Ausgabe berichtet. Im Sommer 1944 habe Amaudruz Kontakte mit einem Mitarbeiter der deutschen Gesandtschaft in Bern gepflegt. Seit vielen Jahren hält sich das Gerücht, Amaudruz habe vergeblich versucht, in die Waffen-SS einzutreten. Beweise dafür gibt es keine.
Kontakt zu den Skinheads
Laut dem Rechtsextremismus-Experten Jürg Frischknecht entwickelte sich Amaudruz zur Scharnierfigur sowohl der nationalistischen Kräfte der Schweiz, wie auch der faschistischen Internationalen. Als ideologischer Kopf der Nationalen Koordination (NK) – dem Dachverband der militanten Rassisten – suchte er laut Frischkecht zudem immer auch den Kontakt zur jungen Skinhead-Szene. Zwar hat Amaudruz’ Einfluss ab 1995 etwas nachgelassen, wie der Journalist und Beobachter der Skinheadszene Hans Stutz festhält. Dies begründet Stutz mit dem Alter des bald 80-Jährigen.
Bei Blochers Auns dabei
Im aktuellsten Staatsschutzbericht 1998 wird das rechtsextreme Lager in der Schweiz auf 300 bis 400 Personen geschätzt. Die Studie gliedert die unübersichtliche, stark fragmentierte Szene in sechs Kategorien. Es sind dies: Altfaschisten, Neue Rechte, Nationalrevolutionäre, Fronten, Negationisten (Revisionisten) und militante Skinheads. Zusammenhalt gibt den Gruppierungen nach Einschätzung der Autoren Urs Altermatt und Hanspeter Kriesi vor allem die Präsenz einzelner Personen, namentlich auch der beiden Westschweizer Gaston-Armand Amaudruz und Pascal Junod, ehemaliger Sekretär der Genfer SVP. Gesehen wurde Amaudruz auch verschiedentlich bei Versammlungen der Aktion für eine Unabhängige Schweiz (Auns) von Christoph Blocher. dbh/ap