Die Rütli-Debatte

SonntagsBlick

Exklusiv-Umfrage zur Rütlifeier

Schlappe für Ueli Maurer

EINDEUTIG Das Rütli ist ein Symbol für die Schweiz, es braucht eine Feier am 1. August, der Bund soll zahlen.

Nach wochenlangem Streit der Politiker ums Rütli kommt nun erstmals das Volk zu Wort. Das Resultat der repräsentativen SonntagsBlick-Umfrage ist eindeutig: «Die Schweizerinnen und Schweizer wollen nicht auf eine Feier verzichten», so Isopublic-Studienleiter Matthias Kappeler (35).

Die wichtigsten Ergebnisse:

· 58 % wollen eine 1.-August-Feier.

· Fast ebenso viele verlangen, dass der Bund einen Teil der Sicherheitskosten übernehmen soll.

Streit gab es letzte Woche auch um die Bedeutung des Rütlis. Bundespräsidentin Micheline Calmy-Rey (61) sprach von einem «Symbol für die Schweiz», SVP-Präsident Ueli Maurer (56) im SonntagsBlick von «einer Wiese mit Kuhdreck». Für die Befragten ist klar, wer recht hat: 64 % glauben Calmy-Rey – nur 6 % unterstützen Ueli Maurer. 26 % geben beiden recht.

Was sagt Ueli Maurer zu dieser Schlappe? «Symbol und Wiese mit Kuhdreck ist doch kein Widerspruch. Gerade weil das Rütli eine einfach Wiese ist, ist es zum Mythos geworden. Auch mir bedeutet es viel.»

Die Umfrage wurde vom 24. bis 26. Mai vom Institut Isopublic im Auftrag von SonntagsBlick durchgeführt. Befragt wurden 500 Personen in der deutsch- und französischsprachigen Schweiz.

Auf dem Rütli liegen exakt 21 Kuhfladen

SYMBOLE Ein Augenschein beweist: Ueli Maurer hat doch recht, das Rütli ist «eine Wiese mit Kuhdreck»! SonntagsBlick entdeckte genau 21 Fladen.

Sie stammen von den sechs Kühen der Familie Truttmann, den einzigen Bewohnern des Rütlis. Seit 13 Jahren haben Edy (57) und Lisbeth (52) die Wiese samt Restaurant Rütlihaus vom Bund gepachtet.

Edy mäht gerade das knöchelhohe Gras. Er mag nicht mit Journalisten sprechen – das Theater ums Rütli geht ihm auf den Wecker.

Gesprächiger ist seine Frau, die im Stübli durstige Ausflügler bedient. Sie hat gar keine Freude an Ueli Maurer: «Seine Aussage verletzt mich.» Nun werde sie angezündet, die Gäste rissen dumme Sprüche. Worauf sie jeweils entgegnet: «Das Rütli hat viel mehr zu bieten als nur Kuhfladen. Ein echter Schweizer weiss, was er am Rütli hat.»

Der Mythos besagt, dass hier 1291 die drei Abgesandten von Uri, Schwyz und Unterwalden den Rütlischwur geleistet haben. 1859 spendeten alle Schweizer Schulkinder je einen Franken, um das Rütli vor einer Hotelüberbauung zu retten und dem Bund zu schenken.

Für die meisten Ausflügler ist das Rütli immer noch ein bedeutungsvoller Ort. Urs Studerus (28) aus St. Pelagiberg TG schwärmt: «Die Landschaft hier ist wunderschön romantisch – trotz Kuhfladen»!