Im Internet aufgeflogen

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Linksextreme schnüffeln auf rechtsradikalen Websites – und helfen damit der Polizei.

Das Internet ist die Kampfarena der Links- und der Rechtsextremen. Bei Gelegenheit spionieren sie gegenseitig Diskussionsforen und manipulieren Berichte. Obwohl sonst gegen jede Art von Schnüffelei schnell auf den Barrikaden, haben linke Kreise keine Hemmung vor dem Datenklau. Bei einer Flyer-Aktion gegen den Langenthaler Pnos-Stadtrat Tobias Hirschi blieb es beim Schabernack. Sein Parteikollege Mario Friso dürfte indessen demnächst Besuch von der Polizei bekommen.

Seit Herbst 2005 ermittelte die Berner Kantonspolizei erfolglos gegen die Betreiber der Neonazi-Website Bundoberland.info. Ein «Antifaschistisches Webkollektiv» betätigte sich als Helfer der Behörden, hackte die Website und stellte deren gesamten E-Mail-Verkehr ins Netz. Enthüllt werden darin freundschaftliche Kontakte zwischen Friso und Exponenten der Hammerskins, der rechtsextremen Band Indiziert und deutschen Neonazis. Für Friso und die Pnos, die sich seit längerem ein Saubermann-image verpassen wollen, ist der Blick hinter die Kulisse besonders peinlich. In einem Mail an den Gitarristen der Band Indiziert fragt Friso: «Willst du unseren CD-Koffer? Ist ausnahmslos alles drin. Deutsche und Amisachen. Armbinden, Fahnen, Kleber, Hefte und Broschüren. Wir wären froh, wenn wir das Zeug so schnell wie möglich loswerden. Geld wollen wir nicht dafür. Bleibt ja unter uns … Doppel-Oi!» Friso, ein vorbestrafter Italoschweizer, der im Parteiprogramm die «sofortige Rückschaffung kriminell gewordener Ausländer» fordert, war früher Mitglied der antifaschistischen Bewegung in Bern. Möglicherweise hat er sich deshalb für den konspirativen E-Mail-Verkehr im Nazi-Sumpf ein möglichst unverfängliches Pseudonym zugelegt: «Nadine G.» aku