Die Polizei hat kürzlich im Bahnhof eine Schlägerei zwischen Skins und Punks verhindert. «Es gibt in letzter Zeit fast täglich Aufwiegeleien zwischen Extremisten», sagt Staatsschutz-Leiter Fritz Schlüchter.
Bernhard Ott
«Die Stadt wird nie euch gehören, wir werden euch schlagen», schreibt der rechte Internetsurfer «Thor» im Website-Gästebuch der linken Autonomen Randgruppierung (ARG). In der Nacht auf letzten Samstag sind rechte Gruppierungen im Bahnhof Bern offensichtlich zur Tat geschritten: Gemäss einem Pressebericht konnte die Stadtpolizei eine Schlägerei zwischen verfeindeten Extremistengruppen im letzten Moment verhindern.
Die Spannung steigt
Fritz Schlüchter von der Stadtpolizei ist von der Rempelei im Bahnhof wenig überrascht: «Seit einigen Wochen stellen wir eine Zunahme der Aufwiegeleien zwischen Extremistengruppen fest», sagt der Leiter des Informationsdienstes auf Anfrage. Gerade im Bahnhof mischten sich oft linke Gruppierungen unter die Hängerszene auf der Treppe der grossen Halle. Stiessen rechtsorientierte Jugendliche dazu, «bleibt es oft nicht auf der verbalen Ebene», sagt Schlüchter. Gemäss einer Medienmitteilung der ARG sollen die Neonazis bei der letzten Rempelei im Bahnhof von so genannten Gabbers (Liebhaber der Hardcore-Musik) unterstützt worden sein. Staatsschützer Schlüchter: «Es gibt Berührungspunkte zwischen Neonazis und Gabbers, auch wenn Letztere in der Regel unpolitisch sind.» Schlüchter warnt indes vor einseitigen Typisierungen und Schuldzuweisungen. Allerdings sei in nächster Zeit wohl mit «einem grösseren Zusammenstoss» in Bern zu rechnen, falls die Rechtsextremen während der Fussballmeisterschaftsrückrunde durch Hooligans Zulauf kriegten.
Kleber mit Rasierklingen?
Die angespannte Stimmung entlädt sich momentan aber nicht nur im Bahnhof, sondern auch an den Hausmauern: «Es ist ein eigentlicher Kleberkrieg im Gang», sagt Schlüchter. Rechtsextreme sollen gar damit angefangen haben, auf die Rückseite von Klebern Rasierklingen zu befestigen, sagt der Staatsschützer. Linke Jugendliche könnten sich so beim Entfernen der Kleber verletzen. «Bisher ist das aber bloss ein Gerücht.» Auf den einschlägigen Webpages der Autonomen wird vor den Rasierklingenstickers eindringlich gewarnt. Schlüchter kann sich die Zunahme der Gewalt unter den Berner Szenen nicht recht erklären: «In den Chatrooms im Internet finden sich viele Hasstiraden», sagt Schlüchter. Da bestehe die Gefahr, dass sich der Streit auf die Strasse verlagere. «Ihr werdet schon bald ein blaues oder braunes Wunder erleben», prophezeit Internetsurfer «Thor» der Autonomen Randgruppierung.