«Bin kein Rechtsextremist»

Südostschweiz

HC-Thurgau-Topskorer Marco Truttmann wegen Rassendiskriminierung von Militärgericht in Bern verurteilt

eishockey. Der 22-jährige Marco Truttmann wurde am Freitag vom Militärgericht 4 in Bern wegen Rassendiskriminierung zu einer bedingten Geldstrafe verurteilt. Der diesjährige Topskorer des HC Thurgau distanzierte sich erfolglos von den ihm zur Last gelegten Vorwürfen.

markus rutishauser

Der Vorfall liegt bereits zwei Jahre zurück. Während der Grenadier-Rekrutenschule in Isone TI vom Mai bis August 2005 soll der damals 20-jährige Innerschweizer, der via Seewen und Zug zum HCT gestossen ist, rassistische Äusserungen gegen Ausländer, insbesondere gegen Juden und Schwarze, gemacht haben. Auch wurde ihm von der Militärjustiz vorgeworfen, er habe den Hitlergruss ausgeführt. Dass er zu diesem Zeitpunkt ein Mitglied einer rechtsextremen Gruppierung gewesen sein soll, verneinte der Verurteilte gestern auf telefonische Anfrage kategorisch: «Ich gehörte nie zur rechtsextremen Szene. Ich bin aber sehr stolz, Schweizer zu sein, und habe dies halt auch gezeigt. Es gibt doch nichts Falsches daran, seinen Nationalstolz beispielsweise mit dem Tragen eines T-Shirts mit Schweizerkreuz zu zeigen. Und auch wenn ich mir mal eine Glatze rasiert habe, heisst das doch noch lange nicht, dass ich deshalb ein Rechtsextremer oder ein Rassist bin. »

Aussage gegen Aussage

An der Gerichtsverhandlung in Bern wurden insgesamt 9 Zeugen einvernommen. «Acht haben mich entlastet, einer hat gegen mich ausgesagt», so der Angeklagte. Dieser Zeuge will laut dem Internet-Forum «hockeyfans.ch» zweifelsfrei gehört haben, dass Truttmann gesagt habe, Juden und Schwarze müssten vergast werden. «Das stimmt nicht! Ich habe überhaupt nichts gegen Schwarze und Juden», rechtfertigt sich der heute 22-jährige Eishockey-Profi. Das zeige doch auch die Tatsache, dass er mit seinen dunkelhäutigen Mitspielern Clarence Kparghai (Thurgau) und Cyrill Pasche (Biel, Truttmann spielte in den NLB-Playoffs für die Berner) ein kollegiales Verhältnis gepflegt habe. Nicht zugunsten von Truttmann fiel allerdings die Einschätzung des Auditors (Ankläger) aus, der klare Widersprüche zu früheren Aussagen des Angeklagten festgestellt haben will. Damit stand am Ende Aussage gegen Aussage. Während die Anklage eine bedingte Geldstrafe von 15 Tagessätzen zu 150 Franken forderte, plädierte die Verteidigung auf Freispruch. Der Gerichtspräsident folgte aber mehrheitlich den Beweismitteln des Auditors und erachtete einige Zeugenaussagen als relevant. Mit seinem Strafmass von 10 Tagessätzen zu 100 Franken, bedingt auf zwei Jahre ausgesprochen, blieb er deshalb nur wenig unter den Forderungen der Anklage. Zudem muss Truttmann die Verfahrenskosten (2500 Franken) tragen.

Vorfall in Feldkirch

Nur wenige Monate zuvor war der Innerschweizer auch schon in Österreich negativ aufgefallen. Er soll laut der Nachrichtenagentur SDA im März 2005 in Feldkirch mit Springerstiefeln einen Polizisten am Schienbein verletzt haben, als er sich in einer zehnköpfigen Gruppe Rechtsextremer befunden habe, die ihre Parolen lautstark kundtat. Auf Anfrage des Tagblatts bestätigte Truttmann diesen Vorfall.

Zu 90 Prozent weiter beim HCT

Der 22-jährige Stürmer bleibt «zu 90 Prozent» beim HC Thurgau, wo er sich «sehr wohl fühlt». Vom NLA-Klub EHC Basel habe er schon längere Zeit nichts mehr gehört, zuletzt während seines Playoff-Engagements beim EHC Biel. Das Interesse der «Bebbi» scheint inzwischen allerdings erloschen zu sein, denn das Herauskaufen von Truttmann aus dessen Vertrag beim HC Thurgau ist für den NLA-Klub kein Thema. Er habe auch noch eine weitere Offerte aus der NLA gehabt. Von welchem Klub? «Das möchte ich nicht sagen. Aber das Angebot hat mich eben nicht überzeugt.»