Bis 2004 war Marco Strache Hitler-Fan. Der gelernte Elektriker Marco nannte sich Markus und war Inhaber der Postfachadresse der Sektion Oberengadin der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos). Er habe nur die Post weitergeleitet, sagte er damals. Strache galt aber als führender Pnos-Aktivist. Er trat Ende 2004 aus der Partei aus, weil ihm die Pnos zu konservativ geworden sei, etwa im Umgang mit Homosexuellen, wie er damals sagte.
Heute sagt er zur WOZ: «Das Kapitel Nationalsozialismus ist für mich abgeschlossen, ich bin jetzt ein ganz normaler Bürger.» Nun kam der Ex-Neonazi zu politischen Ehren: Am Samstag war er Tagespräsident bei der Gründung der Jungen SVP Oberengadin in St. Moritz. Stargast der von Strache präsidierten Veranstaltung war SVP-Präsident Toni Brunner. Bei der Gelegenheit trat der Ex-Pnos-Mann auch gleich der SVP bei. Er sei angefragt worden, das Amt des Tagespräsidenten zu übernehmen, weil er halt gut reden könne, sagt Strache. Er hätte auch einen Platz im Vorstand der Jungpartei übernehmen sollen, doch er spiele mit dem Gedanken, in die USA auszuwandern. Deshalb sei dies nicht infrage gekommen. Laut Luca Degonda, dem ersten Präsidenten der JSVP Oberengadin, war der Ex-Neonazi ein wichtiger Faktor beim Aufbau der neuen SVP-Sektion: «Er hat uns sehr geholfen, die Partei zusammenzustellen», sagt der 20-Jährige. «Er hat bei der Gründung eine grosse Rolle gespielt.»
Ob Degonda die Vermischung mit der extremen Rechten keine Sorge bereite? Man habe Strache auf seine Vergangenheit angesprochen und das Pnos-Kapitel als abgeschlossen betrachtet. Die alten Pnos-Verbindungen seien aber kein Grund gewesen, warum Strache nicht im Vorstand Platz nehmen wollte. «Er will in die USA. Und auch dort SVP-Mitglied bleiben.» jf/dr