Die Rütlikommission will nächstes Jahr eine Rütlifeier ohne rechtsextreme Ausschreitungen
Die Rütlikommission hält weiterhin an einer nationalen Bundesfeier am 1. August auf dem Rütli fest. Vorschläge zur Verhinderung von Störungen durch Rechtsextreme präsentiert sie aber erst Ende Jahr.
Ueli BAchmann, Luzern
1996 setzten sich erstmals Rechtsradikale an der 1.-August-Feier auf dem Rütli in Szene. Vor fünf Jahren wurde gegen Bundespräsident Kaspar Villiger gepöbelt; dieses Jahr verkam die Feier zur «Schande vom Rütli»: Bundespräsident Samuel Schmid wurde in seiner Rede bei Themen zur Integration von Ausländer unterbrochen, ausgepfiffen und mit Schmährufen übelster Art eingedeckt.
Viele Besucher zeigten sich entsetzt, erklärten, sie würden nie mehr an einer Rütlifeier teilnehmen. Die Rütlikommission als Organisatorin der Feier stand einmal mehr in der Kritik. Sie sei blauäugig und biete Rechtsradikalen mit ihrer Feier eine ideale Plattform, hiess es. Einige verlangten, die Feier abzusetzen, andere forderten zumindest einen Gedenkhalt, was auch Rütlikommissionspräsidentin Judith Stamm in Betracht zog. Der Grundtenor in Kommentaren und auch in E-Mails und Briefen, die bei der Rütlikommission eintrafen, aber lautete: Vor den Rechtsradikalen solle nicht klein beigegeben werden.
Nur mit einer Einladung?
Die Rütlikommission ist am Dienstag zum gleichen Schluss gekommen: Sie entschied, dass auch in den kommenden Jahren auf dem Rütli eine nationale Bundesfeier stattfinden soll. Sie werde «alles daran setzen, dass die Feier in Zukunft in Würde durchgeführt wird», schreibt die Kommission in einer Mitteilung vom Mittwoch.
Die Feier auf dem Rütli sei die einzige nationale Bundesfeier; alle anderen 1.-August-Anlässe würden von Gemeinden oder Quartieren durchgeführt, sagte auf Anfrage Herbert Ammann, Sprecher der Rütlikommission, zur Bedeutung der Feier. Auch die lange Tradition der Feier habe bei den Überlegungen eine Rolle gespielt. Die 1.-August-Feier auf dem Rütli gibt es seit über 100 Jahren.
Die Rütlikommission verurteilt in ihrer Mitteilung «mit aller Deutlichkeit die undemokratischen und unschweizerischen Pöbeleien von der rechtsextremen Szene». Wie sie diese Szene vom Rütli fernhalten will, ist aber noch offen. Sie wird dazu eine Subkommission berufen, die entsprechende Vorschläge ausarbeitet. In die Zusammenarbeit werden die fünf Rütlikantone Luzern, Schwyz, Uri, Ob- und Nidwalden einbezogen. Mit von der Partie ist auch der Bund.
Mitte August hat der Bundesrat die Störungen auf dem Rütli und bei ähnlichen Vorfällen scharf verurteilt. Der Bundesrat besann sich auch darauf, dass ihm die Rütliwiese von der Schweizer Jugend 1859 als «unveräusserliches Nationaleigentum» geschenkt worden ist und ihm als Eigentümer besondere Verantwortung obliegt. Im gleichen Schreiben anerbot der Bundesrat der Rütlikommission Unterstützung an bei der Ausarbeitung neuer Formen für die Feier. «Dieses Angebot nehmen wir mit Freude und grosser Dankbarkeit entgegen», sagte Ammann.
Die Kommission wird die Vorschläge Ende Jahr präsentieren. Ideen wurden schon viele genannt. Im Vordergrund dürfte eine Feier mit Eintritt oder mit Zufallseinladung innerhalb der Bevölkerung stehen. Auch die Form wird möglicherweise überdacht. Das Spektrum der Vorschläge reicht von der Beibehaltung der traditionellen Feier, über eine Art Volksfest bis zu einer völlig neugestalteten, modernen Feier. Ziel sei es, eine Form zu finden, bei der die Würde gewahrt wird und gesichert ist, dass alle Leute die Spielregeln einhalten, sagte Ammann.