Geknackte Internetseiten von rechtsradikalen Organisationen zeigen, dass im Linthgebiet mindestens zehn eingefleischte Nazis wohnen. Linksgerichtete Aktivisten sind daran, deren Namen der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Von Martin Kempf
Dass Rechtsradikalisums auch bei uns ein Problem ist, zeigen die immer häufigeren Auftritte im Linthgebiet und im Glarnerland. So waren an der Schlägerei am Marktfest 2007 in Kaltbrunn Leute beteiligt, die auch im Volksgarten in Glarus als Nazis auftraten und eine Juso-Demo angriffen. Dieses Jahr pilgerten rund 60 Nazis an die Fahrtfeier nach Näfels und fotografierten sich selbst mit Hitlergruss vor dem Denkmal.
Im Internet veröffentlicht
Die meisten «Kameraden» aus der rechten Szene wollen aber nicht entlarvt werden und nehmen nicht an Märschen oder Gewaltaktionen teil, zu denen immer wieder via Internet oder SMS aufgerufen wird. Denn gerade das Internet hat seine Tücken, wenn man unbehelligt bleiben will. Schon zu Anfang dieses Jahres hat ein antifaschistische Gruppierung die Homepage des Internetvertriebs «Blutschutz.ch» geknackt und sämtliche Personendaten daraus veröffentlicht. Darunter finden sich fünf Personen aus der Gegend, eine aus Jona, eine aus Ziegelbrücke sowie drei weitere Glarner. Aus dem ganzen Kanton St. Gallen tauchen nochmals fünf Namen auf, in Reichenburg wohnt eine weitere Frau. Bedenkt man, dass bei dem Versand neben Hakenkreuz- und SS-Symbolen Artikel mit Aufschriften wie «Sieg Heil», «Nationalsozialist und stolz darauf» oder «Antisemit» zu bestellen waren, erhalten die wenigen bekannten Personen ein ganz neues Gewicht. Von der viel höher liegenden Dunkelziffer ganz zu schweigen.
Folgen noch mehr Adressen?
Kürzlich wurde auch die Mutterseite von «Blood&Honor» (Blut und Ehre) von Antifaschisten geknackt. Es ist die «wichtigste, gewaltbereite Gruppierung» aus dem rechten Lager. So jedenfalls betitelt der Staatsschutz den schweizerischen Ableger der internationalen Bewegung und erklärt, dass sie «rassistisches und ultranationalistisches Gedankengut» verbreitet. Genau 31 948 Namen und persönliche Daten von Nazis wurden in der Folge des Hacks auf der Internetseite http://de.indymedia.org ins Netz gestellt, dazu der gesamte E-Mail-Verkehr und der restliche Inhalt der Seite – insgesamt knapp ein Gigabyte Daten. Bisher konnten 500 Adressen aus Deutschland herausgefiltert werden. Aufgrund der enormen Datenfülle sind der «Südostschweiz am Sonntag» noch keine Namen aus der Region und dem Kanton bekannt. Weitere Abklärungen sind im Gange.
Ebenfalls gehackt wurde auch die Internetseite der Partei national orientierter Schweizer (PNOS).
Einige Namen bekannt
Doch auch sonst können sich die Nazis in unseren Breiten nicht mehr sicher und unerkannt fühlen. An der Schlägerei in Kaltbrunn konnten einige enttarnt werden. Auch die Glarner Polizei entlarvte 18 Rechtsradikale nach dem Zwischenfall im Volksgarten Glarus. Darunter fanden sich unter anderen zwei Personen aus Schänis und zwei aus Benken. Da der Aufruf zur Störung der bewilligten Juso-Demo in Glarus durch die Gruppierung «Blood&Honor» erfolgte, dürfte klar sein, dass die vier Gasterländer ebenfalls der Gruppierung angehören.
Auftritte häufen sich
Beispiele für Nazi-Aufmärsche im Linthgebiet und in der näheren Region gibt es noch weitere. So holte sich beispielsweise die Glarner Kantonspolizei während der Fussball-Europameisterschaften Verstärkung aus anderen Kantonen, weil ein Aufmarsch Rechtsextremer in der EM-Arena angekündigt war.
Hakenkreuz-Schmierereien in Näfels und Benken mussten in den letzten Monaten ebenfalls vermeldet werden. Auftritte von Nazis haben sich auch an kleineren Festen gehäuft. Es bleibt abzuwarten, was die weiteren gehackten Seiten noch zu Tage fördern. Sämtliche Namen der erwähnten Nazis sind der Südostschweiz bekannt.
Spuren gegen Nazis in der Region: Graffitis an der Bahnlinie in Benken zeigen, dass es auch eine Gegenbewegung zu den Rechtsextremen gibt.