Münchenbuchsee / Linke schlagen Alarm: Sie fühlen sich von Rechtsextremen bedroht.Die Buchser Behörde weiss von nichts.
Autor: Evelyne Mayr
Die rechtsradikale Szene im Kanton Bern wird immer grösser. Bereits vor einigen Jahren stellte die Polizei zunehmenderechtsextremistische Aktivitäten in Gemeinden rund um Bern fest, seit zwei Jahren wächst die rechte Szene auch in der Stadt (vgl. Artikelauf Stadtseite). Nun machen gewaltbereite Skinheads offenbar vermehrt Münchenbuchsee unsicher.
Fünfmal innert gut zwei Wochen seien er und seine Kollegen in Münchenbuchsee von Rechtsradikalen belästigt, bedroht oder sogarangegriffen worden, erzählt der 21-jährige Seminarist Roger Moser*. «Obwohl wir uns friedlich verhalten, können wir abends nicht mehrruhig durch Buchsi laufen.» Die «Nazi-Szene», die im «Red Rock» verkehre, werde immer grösser, der Pub sei Treffpunkt für Nazis ausdem ganzen Kanton, sagt Moser, der sich dem linken Lager zuordnet. Die Spannung zwischen rechts und links sei «im Moment sehrgross». Zur Polizei habe er ein «gespaltenes Verhältnis». Mehrmals hätten er oder seine Kollegen in bedrohlichen Situationen die Polizeigerufen. Diese sei zwar gekommen, aber nicht eingeschritten. Enttäuscht ist Moser auch von der Gemeinde. Die Behörde spiele dasProblem herunter.
Gemeindepräsident Walter Bandi weiss nichts von vermehrten Auseinandersetzungen zwischen der rechten und linken Szene. Er habekeine entsprechenden Hinweise erhalten, sagte er auf Anfrage. Die Polizei informiere die Gemeinde eben nur, wenn es zu grösserenVorfällen komme. Auch von Securitas-Mitarbeitern, die in Münchenbuchsee regelmässig patrouillieren, sei ihm diesbezüglich nichtsgemeldet worden. Jugendarbeiter Bruno Wüthrich will «nicht negieren», dass im Dorf ein erhöhtes Konfliktpozential herrscht. Er könnesich aber lediglich auf Aussagen von «einigen wenigen» Jugendlichen stützen. Er bezeichnet die Angelegenheit und die Rolle derJugendarbeit als «delikat»: «Wir können und wollen nicht Partei für die eine oder andere Seite ergreifen. Und schliesslich sind wir ja nichtdie Polizei.»
Vermittlung gescheitert
Der Polizei sind gemäss Daniel Wetli, stellvertretender Postenchef in Münchenbuchsee, die Probleme zwischen Rechten und Linken schonlang bekannt. Er wisse auch, dass sich im Dorf zuweilen auch auswärtige Rechte aufhielten. «Die treffen hier Kollegen und ziehen dannweiter.» Zu Ausschreitungen sei es in Buchsi in letzter Zeit nicht gekommen. Bei blossen verbalen Auseinandersetzungen sei einEinschreiten heikel: «Was sollen wir tun, wenn einer den andern beschimpft?» Er verstehe nicht, warum die Linken keine Anzeigeerstatten, wenn sie angegriffen worden sind. «Sind sie selber nicht ganz schuldlos?» fragt Wetli. Die Polizei wäre auch bereit, zwischenden beiden Lagern zu vermitteln. Ein früheres von ihm geplantes Gespräch sei jedoch von den Linken verweigert worden.
* Name von der Redaktion geändert