In Basel demolierten FCB-Fans einen Extrazug der SBB. Der Sachschaden beläuft sich auf 250 000 Franken. Die Schäden im Thuner Lachenstadion und im Bahnhof betragen mehrere 10 000 Franken.
· Michael Gurtner
Nach Angaben der Basler Polizei wurde der Sonderzug, der von Thun nach Basel eingesetzt worden war, völlig demoliert und unbenutzbar gemacht. Sitzbänke wurden aus der Verankerung gerissen, Scheiben eingeschlagen und weitere Sachschäden verursacht. Mindestens zweimal zogen die «Fans» die Notbremse. Und schliesslich zündeten die Randalierer sogar im Zug selber eine Leuchtpetarde. «Eine ganz wüste Sache», sagte SBB-Mediensprecher Ruedi Estermann. Die SBB haben Anzeige erstattet, weil der Zug nicht mehr eingesetzt werden kann. Nun hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen aufgenommen, um die Verursacher zur Rechenschaft zu ziehen.
Während in den letzten beiden Jahren bei den Meisterfeiern von GC und Basel im Berner Neufeld Sachschäden angerichtet wurden – war am Sonntag das Lachenstadion in Thun betroffen: Als der Meistertitel für den FC Basel dank dem 2:0 beim FC Thun feststand, gabs für die Fans kein Halten mehr. Alles, was nicht niet- und nagelfest war, wurde als Andenken mitgenommen – oder einfach zerstört. Am Tag nach den Tumulten sind die Schäden in Thun aufgelistet: Die beiden Tore sind zerstört, die Team-Häuschen demoliert, der Rasen in Mitleidenschaft gezogen, der Totomat läuft nicht mehr. Schäden gabs bei Drehbanden, Absperrgittern und in den Toiletten. «Der aktuelle Stand ist, dass die Schäden im Stadion mehrere 10 000 Franken betragen», musste FC-Thun-Präsident Kurt Weder konstatieren.
Verschiedene Betroffene
«Es ist einfach jammerschade, dass statt einem Fussballfest sowas passiert, dass 30 bis 50 Chaoten eine solche Sauerei veranstalten und andere wie Schafe mitgehen», meinte Weder. Betroffen von den Schäden sind der Verein FC Thun, die Stadiongenossenschaft und der Verband Swiss Football League (SFL), der die Drehbanden zur Verfügung stellt. «Die genauen Schäden werden jetzt erhoben. Danach müssen wir schauen, was alles von den Versicherungen gedeckt ist – und was übrig bleibt», sagte Weder. Die Randalierer sind laut dem Vereinspräsidenten zum grössten Teil identifiziert und auf Videoaufzeichnungen zu sehen. «Da gehen wir gnadenlos dahinter, damit die nicht ungeschoren davonkommen», versprach Weder. Es werde Stadionverbote und Strafanzeigen geben – «sonst lernen sies nie!»
Knapp 100 Leute des Sicherheitsdienstes seien im Stadion im Einsatz gewesen. «Wir haben einen gewaltigen Aufwand betrieben und waren sehr gut vorbereitet. Die verschiedenen Szenarien waren mit dem FC Basel, der Polizei, der Feuerwehr, der Sanität und der STI abgesprochen», betonte Kurt Weder. Zur Tatsache, dass Schiedsrichter Reto Rutz den Match vor Ablauf der Nachspielzeit abpfiff, sagte der FC-Thun-Präsident: «Für die Spieldauer ist der Schiedsrichter zuständig – das ist ein Tatsachen-entscheid. Aber es war sicher psychologisch falsch, dass er die Nachspielzeit anzeigen liess.»
Von einer «völlig unverständlichen und traurigen Nebenerscheinung des Spitzensports» sprach gestern der Thuner Polizeivorsteher Heinz Leuenberger. Er wollte keine Zahlen zum Polizeiaufgebot nennen, betonte aber, dass es sich um das «wohl grösste Aufgebot» gehandelt habe, das Thun je gesehen hat. «Unser Ziel war es, Schäden an Menschen und Sachen zu verhindern», führte Leuenberger aus. «Unter schwierigen Umständen haben wir das weitgehend erreicht.» Die Berner Kantonspolizei habe mit ihren Basler Kollegen zusammengearbeitet und erhielt Meldungen, wer in Basel in den Zug nach Thun stieg. Grössere Gewaltausbrüche und ein Vordringen der Hooligans in die Innenstadt seien verhindert worden. Am Bahnhof kam es zu einer Schlägerei zwischen «Fans» und Polizisten. «Die verantwortlichen Randalierer wurden für Personenkontrollen mitgenommen», sagte Leuenberger.
Verkäuferin geschlagen
Ausserdem wurde der «Valentini»-Kiosk beim Bahnhof bestohlen. Waren im Wert von «sicher mehreren 100 Franken» seien gestohlen worden, bestätigte die «Valentini»-Angestellte Verena Luginbühl. Die «Fans» hätten eine Kette gebildet und Bierflaschen hinausgereicht. «Als die Mitarbeiterin die Türe verschloss und die Übeltäter zum Zahlen aufforderte, wurde sie geschlagen», erklärte Verena Luginbühl. Verletzt worden sei sie glücklicherweise nicht.
Im Lachenstadion selber sei der FC Thun für die Sicherheit verantwortlich – da wolle er sich nicht einmischen, so Heinz Leuenberger. Nur soviel: «Da hätten wohl auch 800 Sicherheitsleute nicht gereicht.» Bewährt habe sich die Sperrung der Gwatt- und Seestrasse: Damit konnten laut Leuenberger Konfrontationen der Randalierer mit Automobilisten verhindert werden. Fazit von Sicherheitsvorsteher Leuenberger: «Verglichen mit den Ereignissen in Bern im letzten Jahr ist es in Thun glimpflich abgelaufen.»
Vandalenakte in Basel
Einen Höhepunkt erreichten die Vandalenakte schliesslich in Basel. Ein Betrunkener zündete mit einer Bengale ein Auto an. Das Feuer konnte rasch gelöscht werden. Der Mann wurde von der Polizei festgenommen. In der Stadt Basel wurden jedoch auch Absperrgitter auf die Strasse geworfen und Zeitungskästen umgeworfen ·