Finnische Black-Metal-Band Impaled Nazarene in Wil angekündigt ? trotz Konzertabsagen in Deutschland
Impaled Nazarene sollen am 22. April in der Remise Wil auftreten ? obwohl mehrere Deutschland-Konzerte der Black-Metal-Band aufgrund menschenverachtender Songtexte abgesagt wurden.
Marcel Elsener
Schon der Name ist blosse antichristliche Provokation: Impaled Nazarene heisst «Aufgespiesster Nazarener». Auf ihrer Homepage spucken sie Blut und zielen mit Pistolen, ihre Plattencover sind mit Totenschädeln und gepeinigten nackten Frauen «garniert». Solches wird in einer einschlägigen Szene, die sich auf Hass, Gewalt, Todessehnsucht und blasphemische Gesten einigen kann, goutiert: Die 1990 gegründete finnische Band Impaled Nazarene gehört zu den bekanntesten der Black-Metal-Szene. Sänger «Slutifer» und seine Mannen, von Fans wahlweise als «finnische Vollzeit-Gestörte» oder «kaputte Kampftrinker» bezeichnet, vermögen sich und andere offenbar immer wieder zu überbieten: «Selten ein Album gehört, das so viel Wut, Hass und Aggression transportiert», schwärmt das Metal-Fanzine «Neckbreaker» von der neuen Platte «Pro Patria Finlandia».
«Der Holocaust geht weiter»
Nun gehören Hasstiraden (gegen wen auch immer), derbe Sexfantasien oder Höllenvorstellungen in den schwarzen Abteilungen des Metal zum guten Ton wie die brachialen Gitarren und Rhythmen. Doch im Fall von Impaled Nazarene finden sich in den durchwegs menschenverachtenden Texten verschiedene Passagen mit nationalsozialistischem Gedankengut. Das neue Album wird auf der Homepage mit der Bildunterschrift «And the Holocaust continues» (Und der Holocaust geht weiter) angekündigt.
Grund genug für antifaschistische Gruppen in Deutschland, Veranstalter darauf hinzuweisen und Absagen zu bewirken. Auf Websites wie Indymedia werden Songs erwähnt wie «Healers Of The Red Plague» (Heiler der roten Seuche) oder «Total War», in denen die Vernichtung der «Untermenschen» propagiert wird. In «Zero Tolerance» wird in hier nicht zitierbaren Zeilen gegen Schwule und Lesben gehetzt, und im Lied «Zum Kotzen» werden die Finnen gar (nazi-)deutsch und deutlich: «Ich frage dich/Was ist Dreck/Was ist reine Scheisse/Der Untermensch (…) 1, 2, 3, Arbeit macht frei.» «Dieses Konzert wird bei uns nicht stattfinden», zitiert der «Giessener Anzeiger» den Leiter des Jugendzentrums Jokus in Giessen. Auch die Veranstalter der Kantine Augsburg sowie zwei weiterer Lokale haben die Konzerte der Band abgesagt.
«Auf keinen Fall rechtsextrem»
In der Schweiz sind Impaled Nazarene vorläufig einzig in der Remise Wil angekündigt ? am 22. April als Headliner einer «Black Metal Night». Von einer Absage will der Kaltbrunner Veranstalter Reto d’Amelio nichts wissen: Die Band sei «auf keinen Fall rechtsextrem», sagt er, «sonst würde ich sie bestimmt nicht machen.» Impaled Nazarene, die er schon «ein paar Mal live gesehen» habe, seien «bekannt für ihre brutalen Texte», der Sänger sei «einfach nur sehr provokativ» und habe zudem «ein sehr starkes Alkoholproblem». Für D’Amelio und seine Agentur «Rainbow-Rock», die in der Ost- und Innerschweiz neben Metal- auch Punk- und Ska-Konzerte organisiert, sind die Antifa-Aufrufe «übertrieben», zumal sich die Band «für den einen oder anderen Text» bereits öffentlich entschuldigt habe. Eine Information des Wiler Publikums hält er für unnötig, «weil es nicht so ist, wie die Antifa sagt».
Dem Lausanner Label Irascible, das Impaled Nazarene in der Schweiz vertreibt, waren die homophoben und rassistischen Texte bis gestern «nicht bewusst», weil diese auf den Platten nicht abgedruckt worden seien. Selbstverständlich lehne man diese klar ab; andererseits wolle man sich nicht an einer «Hexenjagd» beteiligen. Fragt sich, wer mit der «Hexenjagd» begonnen hat.