Vermeintliches T-Shirt-Verbot war offenbar ein Missverständnis
Wir kennen alle das Skilager-Spiel mit dem Weitersagen einer Kurzgeschichte, die nach der zehnten Station meist als völlig neue Geschichte erscheint. Genauso läufts im täglichen Leben: eine Aussage wird falsch aufgenommen, weitererzählt, entwickelt sich dann zum Gerücht und schliesslich zum veritablen Eklat. Solche Missverständnisse kommen immer wieder vor. Die Roggwiler Behörden haben auf die Skandalmeldung über das vermeintlich verhängte T-Shirt-Verbot sofort und richtig reagiert. Und doch bleibt ein schaler Nachgeschmack; denn da gibts doch auch das geflügelte Wort: «Wo Rauch ist, ist auch Feuer.» Und so stellt man sich denn unwillkürlich die Frage: warum? Und warum ausgerechnet in Roggwil? Ein solches Verbot müsste ja unweigerlich rechtsextreme Kreise auf den Plan rufen. Und ausgerechnet in Roggwil und ausgerechnet in einer Woche tritt ein Pnos-Vertreter zur Gemeinderatswahl an. Zufall, Info-Panne oder hinterhältige Absicht? Den Roggwiler Behörden darf die ehrliche Absicht attestiert werden, dass man ein Miss-verständnis, entstanden aus einer nicht ganz vollständigen Aussage, rasch und eindeutig aus der Welt schaffen wollte. Die Tatsache, dass während der gestrigen Medienkonferenz auf dem Schulhof zahlreiche Schülerinnen und Schüler mit Schweizerkreuz T-Shirts zu sehen waren, un-terstreicht diese Absicht. Wie nehmen aber die Stimmberechtigten das Ganze auf? Der Urnengang in einer Woche wird es zeigen, ob Roggwil ein ganz normales Dorf mit Problemen, wie andere auch, ist, oder eben doch eine rechtsextreme Hochburg.
An der Schule Roggwil ist nie ein Verbot für T-Shirts mit Schweizerkreuz ausgesprochen worden. Das haben die Gemeindebehörden gestern klar festgestellt.
Marcel Hammel
Die Beschwerde eines Roggwiler Bürgers über ein vermeintlich ausgesprochenes T-Shirt-Verbot ist gestern durch die Gemeindebehörden relativiert worden. Das Thema «provokative Kleidung» (Uniformen, Embleme und allzu freizügige Kleidungsstücke) sei zwar in der Schulordnung enthalten, ein diesbezügliches Verbot sei aber noch nie ausgesprochen worden, wurde an einer Medienkonferenz klar festgehalten. Die Schulordnung sei periodisch Gegenstand von Diskussionen im Rahmen des Unterrichts, wobei hier selbstverständlich auch das Thema Kleidung zur Sprache komme. Aus einer solchen Diskussion und einer vermutlich falsch aufgefassten Aussage könnte das schliesslich als Gerücht verbreitete T-Shirt-Verbot entstanden sein, vermuten der Gemeinderat und die Schulleitung.
Die Skandalmeldung hat gestern nationales Aufsehen erregt, indem sich vor allem rechts-konservative Kreise, wie die Schweizer Demokraten, die SVP und die Vereinigung BernAktiv um Grossrat Thomas Fuchs, zu Protesten genötigt sahen.
Pikant an der Geschichte ist der zeitliche Aspekt, finden doch in einer Woche in Roggwil Gemeindewahlen statt, zu denen erstmals in der Geschichte ein Vertreter der Partei national orientierter Schweizer (Pnos) zur Wahl in den Gemeinderat antritt. Seite 18