Links blind, rechts blind?
Die Polizei zwischen den Fronten: Nach dem Zwischenfall am antirassistischen Festival gibts plötzlich auch Kritik von rechts.
Drückt die Polizei jetzt plötzlich bei den Linken ein Auge zu? Wo diese doch im ewigen Streit mit den Rechten bislang stets behauptet haben, die Beamten seien auf dem rechten Auge blind? Die Frage stellt sich in Burgdorf nach dem Zwischenfall vom letzten Wochenende. An dem von den Linken organisierten antirassistischen Festival sei es in der Nacht auf Sonntag zu einer «verbalen Provoaktion» gekommen, liess die Polizei damals auf Anfrage verlauten. Passiert sei es vor der Sägegass-Turnhalle, wo verschiedene Bands aufspielten. Die herbeigerufene Patrouille habe eine eigentliche Schlägerei verhindern können.
Das sei nur die halbe Wahrheit, reagieren nun zwei Beteiligte, die sich klar der anderen, der rechten, Seite zuordnen. Allerdings «nicht der rechtsextremen», wie sie auf Nachfrage betonen, und weiter: Sie hätten in der Turnhalle doch nur ein Bier kaufen wollen, seien aber am Eintreten gehindert worden. Auf diesen ersten Zusammenstoss sei es zu einem weiteren, weit heftigeren gekommen. Ein Linker habe dreingeschlagen, seine Kollegin habe es ihm gleichgetan, zudem gebissen und gekratzt und zu guter Letzt einem der Rechten die Halskette weggerissen. Was die beiden vor allem gesagt haben wollen: Die Polizei habe auf ihrer Seite mit Nachdruck die Personalien verlangt. Ganz anders bei den Linken, wo sie alles getan habe, «damit die Angreifenden unerkannt entkommen konnten». Nur dank dem Einsatz der Security sei wenigstens bei einem die Identität festgehalten worden.
Stimmt nicht, kontert Polizeisprecher Jürg Mosimann, es seien «auf beiden Seiten mehrere Leute» namentlich aufgeschrieben worden. Der Vorfall werde nun untersucht. Wie sehr seine Leute mittlerweile zwischen den Fronten stehen, zeigt auch dieser Satz, den er mit Nachdruck betont: «Wir lassen uns nicht zum Spielball zweier verfeindeter Gruppierungen machen.»
Stephan Künzi