Fischbach. Die Pnos Schweiz wollte ihren Parteitag im Schützenhaus in Fischbach durchführen. Bis die Verantwortlichen davon Wind bekamen und ihnen das Gastrecht verwehrten. Der Parteitag fand dennoch statt ? in einem Schützenhaus in Wauwil.
von Christoph Imseng
Es ist 10.30 Uhr und Sonntag. Es regnet in Strömen. Beim Schützenhaus in Fischbach suchen drei junge Männer Schutz unter dem Dachvorsprung des Gebäudes. Sie sind vom Sicherheitsdienst der Helvetischen Jugend ? so viel verraten ihre Sweatshirts. Die Helvetische Jugend ist eine rechtsextreme Gruppierung, die der Pnos nahe steht. «Wir dürfen keine Auskunft über unseren Auftrag geben», sagt der eine. Hinter ihm tuschelt sein Kollege zu einem Pärchen, das kurz zuvor mit dem Auto vorgefahren ist: «Ihr müsst kurz warten. Der dort ist von der Presse.» Und die ist unerwünscht. Obwohl sie über den Parteitag der Pnos Schweiz berichten möchte, der hier im Schützenhaus in Fischbach hätte stattfinden sollen. Hätte, denn der Anlass wurde kurzfristig in ein anderes Schützenhaus verlegt (siehe Kasten). So kurzfristig, dass viele Pnos-Mitglieder den neuen Treffpunkt erst hier und jetzt erfahren.
Als Brunch getarnt
Das Schützenhaus in Fischbach teilen sich zwei Vereine, die Schützengesellschaft Zell und der Wehrverein Fischbach. Unterhalb der Schiessanlage befindet sich das Vereinslokal. Es bietet 80 Personen Platz und kann auf Wunsch gemietet werden. Verantwortlich für die Vermietungen ist Simone Roos (20) aus Zell. Bei ihr hatte sich vor zwei Wochen ein gewisser Dominic Lüthard aus Roggwil gemeldet, der im Schützenhaus angeblich einen Brunch für 50 bis 60 Personen durchführen wollte. Was die Zellerin nicht wusste: Dominic Lüthard ist ein bekannter Pnos-Exponent. Türöffner für Dominic Lüthard spielte der Langenthaler Benjamin Lingg, der das Schützenhaus auch schon gemietet hatte und der ebenfalls der rechtsextremen Szene angehört. Er erzählte Simone Roos, dass sein Kollege im Schützenhaus einen privaten Anlass durchführen möchte. Lüthard bestätigte diesen Wunsch telefonisch, worauf Simone Roos der Vermietung zustimmte ? bis sie am Freitag von Presse und Polizei darauf hingewiesen wurde, was mit dem Brunch gemeint sein könnte und wer dahinter steckt. Ehemann Bruno Roos (23), Vorstandsmitglied der Schützengesellschaft Zell, informierte daraufhin die Präsidenten der beiden betroffenen Vereine. Gemeinsam kamen sie zum Schluss: «Das Schützenhaus wird nicht an die Pnos vermietet.»
Erinnerungen an 2002
«Wir haben es nicht nötig, auf diese Art und Weise in die Schlagzeilen zu geraten», begründet Bruno Achermann diesen Entscheid. Nicht schon wieder, meinte der Präsident des Wehrvereins Fischbach, denn bereits im Dezember 2002 war das Schützenhaus Fischbach mit Rechtsextremismus in Verbindung gebracht worden. Bruno Achermann erinnert sich ungern an das Skinhead-Treffen, das damals stattfand. Wohl auch, weil er in dieser Zeit für die Vermietung des Schützenhauses verantwortlich war. «Damit sich solche und ähnliche Fälle nicht wiederholen, müssen wir unser Reglement überprüfen», sagt Bruno Achermann. «Vielleicht werden wir unser Vereinslokal künftig nur noch an Leute vermieten, die wir auch persönlich kennen.»
«Bis Ende Jahr werden wir eine Lösung erarbeiten und zwar in Zusammenarbeit mit den beiden Gemeinden Zell und Fischbach, die Miteigentümerinnen des Schützenhauses sind», sagt Cornel Erni, Präsident der Schützengesellschaft Zell. «Klar ist, dass etwas geschehen muss, denn wir wollen keine Rechtsextreme unterstützen.»
Pnos-Parteitag in Wauwil
Wauwil. Weil die Pnos Schweiz für ihren Parteitag in Fischbach keinen Unterschlupf fand (siehe Haupttext), suchte sie sich eine andere Lokalität in der Umgebung. Fündig wurde sie bei Markus Belser, Präsident der Feldschützengesellschaft Wauwil und verantwortlich für die Vermietung des Schützenhauses.
«Würde das Lokal wieder vermieten»
«Ein Herr Winzenried aus Roggwil hat mich am Samstagabend angerufen. Er wollte das Lokal für einen Brunch mieten», sagt Belser. «Ich kannte ihn, weil er das Schützenhaus schon einmal als Privatperson gemietet hatte.» Wie damals habe die Abnahme auch vorgestern Sonntag tadellos geklappt. «Deshalb würde ich ihm das Schützenhaus künftig sofort wieder vermieten.» Dass im Schützenhaus der Parteitag der Pnos Schweiz stattfand, stört Markus Belser nicht. «Hauptsache, das Lokal wird sauber übergeben und es gibt keine Reklamationen der Anwohner.»
Der Parteitag sei ohne jegliche Zwischenfälle verlaufen, schreibt die Pnos Schweiz auf ihrer Homepage. «Trotz der Tatsache, dass sich die Organisation genötigt sah, kurzfristig eine neue Lokalität zu mieten.» Laut Pnos waren 65 Personen aus allen Landesteilen der Schweiz am Parteitag in Wauwil anwesend. Zu Gast war unter anderen der deutsche Thomas Gerlach, der zu den bekanntesten Neonazis in Thüringen zählt.