Michael Brunner
Das «Open Air auf dem Bundesplatz» vom kommenden Montag dürfte zu einer Anti-Blocher-Kundgebung werden. Die Initianten stellen dies in Abrede. Und SP und CVP nutzen die Gelegenheit, um Wahlkampf zu betreiben.
Bern ? Ständeratspräsident Peter Bieri von der CVP und ein Megastar aus der Romandie waren angekündigt. Als dann Rapper Stress an der Pressekonferenz für das «Open Air auf dem Bundesplatz» auftauchte, konnte dies niemanden wirklich überraschen. Welcher andere Romand ist in der Deutschschweiz sonst noch bekannt? Trotzdem wird der Anlass, der im Vorfeld des Nationalfeiertags ein Manifest für eine offene und tolerante Schweiz sein soll, mit Stress politisch noch brisanter, als er es ohnehin schon war. Stress hatte kürzlich in einem Lied SVP-Bundesrat Christoph Blocher verunglimpft. Das Gratis-Open-Air also mehr eine Anti-Blocher-Veranstaltung als ein Appell für Dialog?
Nein, sagen die Veranstalter. Sie zielten nicht auf Blocher und die SVP. Sie wollten ganz bewusst nicht im Rahmen dieses üblichen Schemas operieren. Vielmehr hätten in den vergangenen Jahren Rechtsextreme die Medienberichterstattung um den 1. August dominiert. Dem wolle man etwas entgegensetzen. Das Gratis-Open-Air mit Schweizer Musikern wie Adrian Weyermann, Wurzel 5, Stress, Musikstar Fabienne Louves oder DJ Tatana sei auch als Geschenk an die Schweizer Bevölkerung zum Nationalfeiertag zu sehen. Die Veranstalter verweisen zudem auf die breite Trägerschaft, in der neben Hilfswerken und religiösen Organisationen auch Personen aller grösseren politischen Parteien vertreten sind. So gehören für die FDP Bundesrat Pascal Couchepin und Nationalratspräsidentin Christine Egerszegi zum Patronat. Und selbst die SVP ist durch die Berner Nationalrätin Ursula Haller vertreten.
Trotzdem glaubt die SVP, die während der 1.-August-Feierlichkeiten Unterschriften für ihre Ausschaffungs-Initiative sammeln will, dass das Open Air gegen sie und nicht gegen pöbelnde Rechtsextreme gerichtet ist. «Das war von Anfang an so geplant», sagt SVP-Sprecher Roman Jäggi. Dass nun Stress dabei sei, passe ins Bild und sei keine Überraschung. «Stress steht im Dienste der Linken. Das wissen wir von früheren Auftritten her.»
Verdienste herausgestrichen
CVP-Generalsekretär Reto Nause, dessen Partei zu den Mitorganisatoren gehört, sieht dies anders: «Bei diesem Fest geht es um Verständigung, Brücken sollen geschlagen werden. Es wäre merkwürdig, wenn sich Bundesrat Blocher davon angegriffen fühlen würde.» Daher findet es Nause richtig, dass die CVP im Gegensatz etwa zur FDP offiziell mit dabei ist. Daran ändert auch nichts, dass die SP in seinen Augen den Anlass zu Wahlkampfzwecken missbraucht. Tatsächlich hatte die SP in ihrem Pressedienst die eigenen Verdienste um diesen Anlass vornan gestellt. Und dass Wahlkampfleiter Nicolas Galladé den Artikel verfasste, verlieh der Angelegenheit zusätzliche Brisanz. «Der Versuch der SP ist etwas gar plump», findet Nause. Diese Einschätzung hinderte die CVP aber nicht daran, nach der Pressekonferenz eine eigene Mitteilung zu verschicken. Die Veranstalter stört dies alles nur mässig. Es sei doch nichts Neues, dass die Parteien bei etwas Positivem die eigenen Verdienste zu betonen versuchen, sagte Beat Meiner, Präsident des Trägervereins. «Aber unser Projekt kann niemand für sich beanspruchen. Auch die SP nicht.»