Weshalb WIRD dieser Aufmarsch geduldet? Weshalb sieht man darüber hinweg, dass 1.-August-Reden von Bundesräten durch die braunen Gesellen entwürdigt werden, wie es wohl morgen auch Samuel Schmid widerfahren dürfte? Steht das Demonstrationsrecht der Beendigung dieses Spuks entgegen? Wehe den linken Chaoten, die sich erdreisten würden, ihr verquastes Revoluzzertum auf dem Rütli auszuleben!
Gerade das Beharren der Nazis auf ihrem Rütli-Aufmarsch ist der Grund für die uneingestandene Nachsicht. Der Chef des Inlandnachrichtendiens tes, Urs von Daeniken, lässt uns durch die «Neue Zürcher Zeitung» Erhellendes mitteilen: Die Rechten seien mit dem 1. August durch nationale Gefühle verbunden und würden sich um eine gewaltfreie Durchführung bemühen.
Das ist JA wunderbar: dem 1. August durch nationale Gefühle verbunden und auch noch gewaltfrei – wer würde da nicht milde gestimmt solch geradezu patriotisch gesinnten Nazis gegen-über? Diese Milde verstellt seit Jahren die Sicht darauf, welchem System, welchen Verbrechen, welcher Menschheitskatastrophe mit kaum getarntem Hitlergruss gehuldigt wird.
Vielleicht hilft den Verharmlosern und Duldern nazistischer Umtriebe ein Text aus Martin Cüppers Buch auf die Sprünge, in dem er Hitlers Waffen-SS abhandelt. Es ist der kurze Augenzeugenbericht über die Erschiessung von Juden durch einen SS-Mann namens Knäbel:
«Das kleine Kind der Juden, das Knäbel zuerst an der Hand führte und zuletzt auf dem Arm trug, musste bei der Ermordung seiner Eltern zusehen. Hierauf fing es zu schreien an. Daraufhin nahm es Knäbel wieder auf den Arm, beruhigte es durch Streicheln und durch Worte. Als das Kind ruhig war, hat er es durch Genickschuss getötet. Im Augenblick der Schussabgabe trug er es auf dem Arm.»
Ja, das war Alltag für Hitlers Todesschwadronen; es diente dem höheren Zweck des Systems: Vernichtung! Bis die Welt in Scherben fällt.
Darum gehts. Auf dem Rütli und anderswo und immer wieder, wenn Nazis die Hand recken.