Die drei chancenlosen Aussenseiter

BernerZeitung

Für die zwei Berner Ständeratssitze bewerben sich sieben Personen. Die drei Aussenseiter schielen dabei auf den Nationalrat.

Für einmal sind die Frauen an der Spitze im Vorteil. Im Rennen um die beiden Berner Sitze im Ständerat haben die drei kandidierenden Frauen und einer der vier Männer die besten Karten in der Hand: Die Wiederwahl der bisherigen SP-Ständerätin Simonetta Sommaruga scheint am 21.Oktober ungefährdet zu sein. Um den zweiten Sitz kämpfen alt Regierungsrätin Dora Andres (FDP), Nationalrätin Franziska Teuscher (Grüne) sowie Regierungsrat Werner Luginbühl (SVP). Wer von diesen dreien das Rennen machen wird, ist offen.

Das auf einer gemeinsamen Liste kandidierende linke Duo Sommaruga/Teuscher könnte davon profitieren, dass SVP und FDP nicht im «Päckli» zur Wahl antreten. Viele Beobachter rechnen jedoch damit, dass ein zweiter Wahlgang notwendig sein wird. Diese Stichwahl würde am 11.November stattfinden.

Werbung für Nationalrat

Bleiben die drei anderen männlichen Kandidierenden: Walter Donzé (EVP), Christian Waber (EDU) und Adrian Wyss (SD). Sie sind chancenlos. Sie kandidieren für den Ständerat, um für sich und ihre Parteien Werbung für den Nationalratswahlkampf zu machen.

Walter Donzé und Christian Waber taten das bereits vor vier Jahren. Damals erzielten sie 14440 beziehungsweise 13413 Stimmen. Zum Vergleich: Die gewählten Simonetta Sommaruga und Hans Lauri (SVP) kamen auf 152186 beziehungsweise 135234 Stimmen. Das absolute Mehr lag bei 134621 Stimmen.

Donzé und Waber werden wohl ungefähr gleich viele Stimmen erzielen wie vor vier Jahren; bei Wyss dürften es noch weniger sein. Donzé und Waber werden im Kampf um die Ständeratssitze aber dennoch eine kleine Rolle spielen: Sie können vor allem die bürgerlichen Kandidaten Andres und Luginbühl dringend notwendige Stimmen kosten.

Doch dieser Effekt dürfte nur einen kleinen Einfluss auf den Wahlausgang haben. Entscheidender wird sein, wie viele Stimmen Sommaruga den Bürgerlichen wegschnappt und wie stark SVP- und FDP-Wähler gegenseitig ihre Kandidaten streichen werden. So könnten nicht wenige SVP-Wähler aus Ärger über den FDP-Alleingang Sommaruga statt Andres als zweite Person wählen.

drh

Der Bewahrer

Christian Waber ist seit zehn Jahren Nationalrat der EDU. Zu den Ständeratswahlen tritt er als «unverfilzte Alternative» an.

Seine Kandidatur sei eine «ausserhalb des Politfilzes», sagt Christian Waber (59). Der Nationalrat der Eidgenössisch-Demokratischen Union (EDU) ist sich aber bewusst: «Meine Wahlchancen sind minimal.» Eine «Alibiübung» sei seine Kandidatur dennoch nicht. «Ich habe ein sehr breites Spektrum an Themen und bin überzeugt, dass auch kleine Parteien zum Zug kommen können.»

Wie ein roter Faden durch Wabers politisches Profil zieht sich seine rechtskonservative Haltung. Der Unternehmensberater ist Gegner «der Tötung von Kindern im Mutterleib», findet die Aidskampagnen des Bundesamtes für Gesundheit für «völlig verfehlt» und hält die Drogen- und die Ausländerpolitik für zu lasch. Der vierfache Vater aus Wasen im Emmental kämpfte auch an vorderster Front gegen den «Einkaufstempel» Westside: Dieser werde «verheerende Folgen für eine ganze Region haben», prognostiziert der gläubige Christ.

Würde er trotz «minimaler Wahlchancen» gewählt, möchte Waber «nicht immer mehr Geld vom Bund», sondern die vorhandenen Mittel in den Regionen «richtig einsetzen». Als Beispiel nennt er den Verkehr: «Öffentlicher Verkehr und Individualverkehr müssen nebeneinander Platz haben.» Waber ist ein Gegner von Road-Pricing oder einer CO2-Abgabe auf Benzin. «Solche Massnahmen strafen diejenigen Leute, die den ÖV nicht nützen können», ist der Emmentaler überzeugt.

spm

Adrian Wyss Der Politikneuling

Seine grösster Erfolg war ein Ersatzplatz bei den Grossratswahlen. Nun will Adrian Wyss (SD) junge Wähler an die Urne holen.

Gerade mal 28 Jahre ist er jung, ein politisches Amt hatte er noch nie inne. Dennoch kandidiert der Politikneuling Adrian Wyss aus Burgdorf bereits für den Ständerat. Sein Wahlslogan lautet «Wir Schweizer zuerst!», und das meint der Schweizer Demokrat (SD) wörtlich. Er steht «rechts der SVP» und ist ein klarer Verfechter einer restriktiven Ausländerpolitik. Dass in der Schweiz keine Minarette gebaut werden dürfen, ist für Adrian Wyss klar, und auch die «Lex Koller», die den Erwerb von Liegenschaften in der Schweiz durch Ausländer beschränkt, müsse bestehen bleiben. Die Schweiz sei bereits «stark übervölkert und überfremdet», findet Wyss. Er wehrt sich aber gegen den Vorwurf, ein Rechtsextremer zu sein: «Ich bin stolz, Schweizer zu sein, und stehe dazu. Deswegen bin ich noch lange nicht rechtsextrem .» Sein Thema sei nicht nur die Ausländerpolitik; er will sich auch für Familien einsetzen und Steuerentlastungen für den Mittelstand erreichen.

Angesprochen auf seine Wahlchancen, lacht Wyss: «Die sind relativ gering», gesteht er. Sein Ziel sei es, junge Menschen zu mobilisieren. «Die Politik ist überaltert», sagt Wyss, der mit seiner Kandidatur ein «Signal» an die Jugendlichen senden will. Zudem sei er «der einzige Kandidat, der standhaft gegen einen EU-Beitritt eintritt». Adrian Wyss? bisher grösster politischer Erfolg war ein Ersatzplatz bei den letzten Grossratswahlen.

spm

walter Donzé, evp

Der Sicherheitsexperte

Walter Donzé sitzt seit sieben Jahren im Nationalrat. Der konservative Oberländer EVP-Politiker will Mittewähler mobilisieren.

Seine Wahlchancen seien gar nicht so schlecht, wie dies in den Medien dargestellt werde, sagt Walter Donzé. Der Frutiger, der seit sieben Jahren für die Evangelische Volkspartei (EVP) im Nationalrat sitzt, will Mittewähler für sich gewinnen: «Jene, für welche die SVP zu weit rechts und die Grünen zu stark links stehen.» Sein Handycap sei einzig, dass er das «finanzielle Potenzial» nicht habe, um kräftig die Wahlkampftrommel zu rühren. Das münzt Walter Donzé aber sogleich in einen Vorteil um: Dafür sei seine Partei unverfilzt, sagt der 61-jährige Oberländer Geschäftsführer.

Donzé gehört zu den fleissigsten Parlamentariern: Er hatte in der letzten Legislatur eine Anwesenheitsquote von fast 97 Prozent. Würde er in den Ständerat gewählt, möchte er für eine «gerechte Wirtschaftspolitik» kämpfen. Als Mitglied der Sicherheitspolitischen und der Staatspolitischen Kommission empfiehlt er sich zudem als «Experte der Sicherheitspolitik». Der konservative Frutiger ist ein klarer Abtreibungsgegner und spricht sich gegen staatliche Beiträge an Kinderbetreuungseinrichtungen aus.

Der vierfache Vater setzt sich aber auch für christliche Werte in der Politik ein: So hat er im Nationalrat einen Vorstoss eingereicht, in welchem er den Bundesrat bat, «eine Reihe von Werten zu definieren, die unserer Gesellschaft Sinn, Zusammenhalt und Zukunftsperspektiven gewähren».