Ausstiegsmodell aus Skandinavien

BernerZeitung

«Exit» setzt auf Hilfe statt Strafe

Beim Thema Neonazis wird schnell nach Strafe gerufen: So forderte kürzlich ein deutscher Politiker, rechtsextremen Straftätern solle der Führerschein entzogen werden. In Skandinavien setzt man auf Hilfe statt Strafe: 1997 gründeten in Norwegen Eltern von Neonazis, Polizisten und Gewaltforscher das Modell «Exit» – ein Programm, das Neonazis den Ausstieg ermöglicht. Ein Jahr länger ist «Exit» Schweden im Einsatz, mit dem prominenten Ex-Neonazi Kent Lindahl als Aushängeschild. Und seit einigen Wochen gibt es auch «Exit» Deutschland.
«Exit» gibt sich praktisch: So berichtet die «SonntagsZeitung» von einer norwegischen Mutter, die ihren 14-jährigen Sohn kurzerhand in dessen Neonazi-Treff begleitete. Das reichte. Die Neonazis wollten nichts mit einem «Muttersöhnchen» zu tun haben, und damit war das Kapitel für den Teenager geschlossen. In einem Dorf lud «Exit» jeden Neonazi mit seiner Mutter und seinem Vater zu einem Gespräch ein. Action-Sport, Schulwechsel, Platzierung in Pflegefamilien oder Gespräche mit bereits ausgestiegenen Neonazis folgten.Junge Erwachsene wurden sogar ins Militär einberufen. Resultat: von den ehemals 38 Neonazis im Dorf schafften 34 den Ausstieg. In Deutschland ist «Exit» ein professionelles Ausstiegsprogramm in fünf Phasen:
  • Motivation: Gespräche mit Ausstiegswilligen.
  • Ausstieg: der Skinhead trennt sich von seiner Gruppe, möglichst ohne Spuren zu hinterlassen, wenn nötig mit Wohnortwechsel.
  • Etablierung: Aussteiger suchen mit Hilfe von «Exit» Arbeit oder einen Studienplatz.
  • Reflexion: Der Skinhead setzt sich mit seiner Vergangenheit auseinander, um dann in der
  • Stabilisierung selbstständig dafür zu sorgen, dass in seinem künftigen Leben nichts mehr schief läuft.
  • In der Schweiz gibt es noch kein «Exit»-Angebot. fg