Ehemalige Rechtsextreme unterstützen die Junge SVP. Auch umgekehrt gibts Support.
Von Thomas Knellwolf
«Heute ist ein Freudentag!», frohlockte Toni Brunner am vergangenen Samstag in St. Moritz. Der SVP-Präsident war persönlich angereist zur Gründung der Jungen SVP Oberengadin. Vom Bündner Parteinachwuchs erwartet er Hilfe beim Parteiausschluss von Bundesrätin Eveline Widmer-Schlumpf. Beim Gründungsakt spielte ein früherer Bewunderer Adolf Hitlers eine Hauptrolle: Als Tagungspräsident amtete ein ehemaliges Mitglied der rechtsextremen Partei National Orientierter Schweizer (Pnos), wie die aktuelle «Wochenzeitung» schreibt.
Auf Anfrage bestätigt der Gründungspräsident, er sei bis 2004 Pnos-Mitglied gewesen. Er bezeichnet dies als «Jugendsünde»: «Ich habe für die Pnos nur das Postfach geleert.» An wen er die Sendungen weitergab, will er nicht verraten. Vom Nationalsozialismus habe er sich «schon lange» losgesagt.
«Wir haben mit der Pnos nichts zu tun», sagt der frisch gekürte Präsident der SVP-Jungsektion, Luca Degonda. Am Gründungsakt hätten keine weiteren aktiven oder ehemaligen Pnos-Leute teilgenommen. Andernorts bestehen Verbindungen zwischen Nachwuchs-SVPlern und aktiven Rechtsextremen: So unterhält Patrick Freudiger, Vizepräsident der Jungen SVP des Kantons Bern, Kontakte zur Pnos. Jüngst sollen auch Junge SVPler aus dem Kanton Glarus an einer rechtsextremen Gedenkveranstaltung auf dem Feld der Schlacht von Näfels teilgenommen haben. Zur Kranzniederlegung mit Hitlergruss aufgerufen hatte die Vereinigung Blutschutz, die Neonazi-Ware vertreibt. Weder die Präsidentin der Jungen SVP Glarus noch SVP-Präsident Toni Brunner reagierten gestern auf Anfragen zum Thema.