Die SP Kirchberg macht mit einem blauen Auge Wahlkampf gegen rechts ? ohne zu sagen, wer so übel zugerichtet worden ist.
Diese Augen sind spätestens seit der Publikation im vorletzten Anzeiger in ganz Kirchberg Gespräch. Das linke ist heil, das rechte unübersehbar blutunterlaufen ? und der Text dazwischen klärt auf. Passiert sei es am Schnittersonntag von Ende Juli, als «ein Bürger von Kirchberg (?) zwei sich in die Haare geratende Personen» zu trennen versucht habe. Doch dabei sei er selber unter die Räder gekommen. «Ohne Wortwechsel, dafür mit zwei gezielten Schlägen auf das linke Auge wurde der Versuch zur Friedensstiftung beantwortet.»
Geheiminskrämerei
Wieder geht es in Kirchberg auf die Gemeindewahlen zu, und wieder macht die SP mit Inseraten auf ihre politischen Anliegen aufmerksam. Courage ist so ein Thema, jene Aktion also, die in Burgdorf lanciert und später von den Kirchbergern und deren Nachbarn in Rüdtligen-Alchenflüh kopiert wurde. Sie wendet sich gegen vorab rechtsextrem motivierte Gewalttaten und fordert die Gemeinschaft auf, hin- statt wegzusehen.
Dem im Inserat genannten «Bürger von Kirchberg» ist dieser Mut schlecht bekommen. Die SP nutzt den Vorfall, um ihr Bedauern über den Vorfall auszudrücken und gleichzeitig «jegliche Form von Gewalt» zu verurteilen. Wer das Opfer ist und unter welchen Umsänden dieses niedergestreckt worden ist, behält sie dagegen für sich ? das, erklärt Parteipräsidentin Karin Jaun-Steiner auf Nachfrage, habe man dem Betroffenen so versprechen müssen.
Nun, im stattlichen Kirchberg mit seinen rund 5500 Einwohnern mag mittlerweile in der Tat nicht mehr jeder jeden kennen. Dennoch fällt es auf, wenn jemand tagelang mit einem Veilchen durchs Dorf geht. Besonders, wenn er an einer für die Region nicht ganz unwichtigen Stelle arbeitet und zudem in der Lokalpolitik mitmischt ? und wirklich, nach ein paar Telefonaten mit SP-fernen Leuten ist der Betroffene ausgemacht.
Gleich zwei Faustschläge
Dieser, ebenfalls ein SPler, hat auch kein Problem damit, frisch von der Leber weg zu erzählen. Wie am frühen Schnittersonntagmorgen in einer allgemein wohl ziemlich alkohlgeladenen Stimmung an einer Bar zwei junge Männer aufeinander loswollten. Wie er dazwischen gegangen sei und die Streithähne aufgefordert habe, «ke Seich» zu machen. Wie ihn Sekunden später ein erster und kurz darauf ein zweiter Faustschlag getroffen habe ? «zum Glück stand hinter mir die Serviertochter». Sonst wäre er wohl rückwärts auf die Tische geknallt, mit unabsehbaren Folgen.
Schon früher gewaltbereit
In einem bleibt er allerdings hart. Nein, mit Namen wolle er nicht in der Zeitung erscheinen, «weil ich schon genug in der Öffentlichkeit stehe». Wie sich diese Zurückhaltung damit vertrage, dass mit seinem Bild Wahlkampf betrieben werde? «Es ist offen, ob ich mich an den Wahlen überhaupt beteilige.»
Gegen den Schläger läuft mittlerweile eine Anzeige. Es handle sich um einen Mann aus der rechten Szene, der schon früher gewaltbereit gewesen sei ? das leitet der Geschlagene daraus ab, dass er seinen Widersacher an der Bar mit einem Exponenten der rechtsextremen Partei national orientierter Schweizer (Pnos) hatte plaudern sehen. Und daraus, dass sein Widersacher vor acht Jahren in die Prügelei beim Bahnhof Hasle-Rüegsau verwickelt war, bei der Rechte und Linke aufeinander losgingen.