FCB-Anhänger führten die Tore weg

BernerZeitung

Die Anhänger des FC Basel feierten gestern den Meistertitel ihrer Mannschaft im Stadion Lachen ziemlich ausgelassen: Sie zerstörten nach Spielschluss die Tore und führten sie in Einzelteile zerlegt weg.

· Sandro Genna

Tumultartige Szenen ereigneten sich nach genau 90 Minuten Spielzeit im Stadion Lachen: Der Schiedsrichter hatte die Partie zwischen dem FC Thun und dem FC Basel noch nicht abge-pfiffen, als mehrere tausend FCB-Fans den Rasen stürmten. Sie wollten nur eines: Den Meistertitel ihrer Lieblinge feiern. Doch sie taten dies so ausgelassen, dass im altehrwürdigen Stadion das Chaos auszubrechen drohte. Der private Sicherheitsdienst, der für Ruhe und Ordnung zuständig war, konnte gegen die Horden von anstürmenden FCB-Anhängern nichts ausrichten. «Wir mussten uns auf den Schutz der strategisch wichtigen Orte wie Garderoben und Haupttribüne beschränken», meinte FCT-Sicherheitschef Andreas Brunner. Die Fans demontierten die Tore und Netze, stahlen mehrere Reklametafeln, zerstörten die Spielerbänke und nahmen sich Rasenstücke als «Souvenirs» mit.

Bis zur Halbzeitpause hatten Brunner und seine Sicherheitsleute die Lage voll im Griff. Die Eingangskontrollen wurden wie üblich sehr streng durchgeführt. Personen mit Stadionverbot wurden herausgefiltert. Trotzdem gelang es mehreren Hooligans, Rauchpetarden und Wurfgegenstände ins Stadion zu schmuggeln. In der Pause kam es zu ersten Scharmützeln mit dem Sicherheitsdienst.

Hohe Gewaltbereitschaft

«Die Gewaltbereitschaft im Fansektor ist sehr gross», stellte Andreas Brunner fest. In der Tat herrschte während der ganzen Partie eine aufgeladene und aggressive Stimmung bei den zumeist stark alkoholisierten FCB-Fans. Es schien, als warteten die Hooligans nur gerade darauf, ihre Aggressionen zu entladen. «Es sind nur wenige Fans wirklich gewaltbereit, doch diese ziehen die anderen wie Schafe mit», wusste Sicherheitsspezialist Brunner. In seiner Zentrale liefen die Drähte während Stunden heiss. Doch selbst pausenloser Funkverkehr und ständige Na telanrufe konnten den abgeklärten FCT-Sicherheitsbeauftragten nicht aus der Ruhe bringen.

Kurz vor Spielende brachen in der Fankurve des FC Basel alle Dämme. Der FCB-Anhang durchbrach die Sicherheitsschranken und begab sich zum Spielfeldrand. Die mit einem Grossaufgebot präsenten Sicherheitsleute zogen sich zurück und mussten die Horde gewähren lassen. «Wir hätten gegen diese Übermacht keine Chance gehabt», stellte Andreas Brunner fest. Von seiner Einsatzzentrale aus überwachte er das ganze Stadion Lachen mit einer modernen Videokamera. Ein Grossteil der Gewalttätigen konnte daher bei ihren Taten aufgezeichnet werden. Sie müssen nun mit einer Strafanzeige rechnen. Der Sachschaden im Stadion Lachen dürfte mehrere zehntausend Franken betragen.

Polizei war bereit

Auch die Kantonspolizei stand vor, während und nach dem Match mit einem Grossaufgebot bereit. «Wir rechneten mit Ausschreitungen», meinte Erwin Rohrbach, Chef Polizei Thun. Nach dem Match kam es auf dem Bahnhofplatz in Thun tatsächlich zu einem kleinen Kampf zwischen der Polizei und einigen Dutzend aufgeheizten FCB-Anhängern. Die Polizei bekam die Lage aber nach wenigen Minuten in den Griff. Um 19.20 Uhr verliess der Extrazug den Bahnhof Thun in Richtung Rheinknie. Danach beruhigte sich die Lage in der Stadt Thun sofort. Laut Auskunft von Andreas Gfeller von der Einsatzzentrale der Kantonspolizei in Thun ist der Tag «recht glimpflich» abgelaufen. Die Kantonspolizei registrierte einige Sachbeschädigungen am Bahnhof und nahm diverse Personenkontrollen und -befragungen vor. In Polizeihaft wurde aber niemand gesetzt. Keine Probleme bereitete auch der Verkehr. Die Gwattstrasse wurde während des Matchs gesperrt und der Strassenverkehr grossräumig umgeleitet. ·