Braune Zeilen der Pnos an den Iran

TagesAnzeiger

Die Partei National Orientierter Schweizer gratuliert dem Iran in einem Brief zur Konferenz mit Holocaust-Leugnern. In internen E-Mails gibt sich die Pnos-Spitze neonazistisch.

Von Thomas Knellwolf

Als politisch korrekt war die Partei National Orientierter Schweizer (Pnos) nie bekannt. Doch seit ihre gesamte Führungsriege im Jahr 2005 wegen Rassendiskriminierung verurteilt wurde, ist es ruhiger geworden um sie. Und seit ihre Kandidaten in Langenthal und Grünberg SO in die Gemeindebehörden einzogen, versucht die rechtsextreme Partei, gegen aussen ein Saubermann-Image aufzubauen. Nun aber zeigen E-Mails das wahre Gesicht der Pnos. Es ist tiefbraun.

Gegen Juden hetzen und «Heil Hitler»

Eine «Antifaschistische HackerInnengruppe» publiziert dieser Tage die elektronische Korrespondenz der Pnos-Führer mit Gleichgesinnten im In- und Ausland. Die erste Tranche mit E-Mails aus dem Jahr 2006 hat sie eben im Internet aufgeschaltet, weitere «Highlights» sind angekündigt. Aus einem der Mails erfährt man von den Themen einer Pnos-Sitzung mit dem «Hauptschwergewicht Medien- sowie Öffentlichkeitsarbeit»: «Ansonsten ging so das Übliche durch die Runde: Skinheads, Saufen, Prügeln, illegale Internetseiten, ominöse CD-Koffer, gegen Juden und Demokraten hetzen (ist ja eigentlich sowieso dasselbe) und so.» Mutmasslicher Autor dieser Zeilen aus der Sektion Berner Oberland ist Mario Friso. Als Pnos-Sprecher legt Friso Wert auf eine angepassste Erscheinung, in E-Mails an Gleichgesinnte verwendet er die Grussformel «88», was in der Szene «Heil Hitler» bedeutet.

Den schnellen Wechsel von der Biedermann- zur Brandstifterrolle beherrscht auch Pnos-Bundesvorstand Michael Haldimann. Zum Weihnachtsessen bittet er «braune Laune und genügend Kleingeld» mitzubringen. Haldimann pflegt auch Kontakte zu Neonazis in Deutschland – so zum stellvertretenden Landesvorsitzenden der rechtsextremen NPD in Baden-Württemberg, Alexander Neidlein, der wegen Postraub vorbestraft ist. Eine Schweizer Delegation war zugegen, als Neidlein den «Stützpunkt Bodensee» der Jungen Nationaldemokraten, der NPD-Jugendorganisation, gründete.

Lob der Holocaust-Leugnung

Kurz vor Weihnachten schrieb der Pnos-Vorstand dem iranischen Botschafter in der Schweiz einen Brief. Im Namen der Menschheit bedankte sich die Partei für ein «Geschenk, das wertvoller nicht sein könnte»: für die Organisation der Holocaust-Konferenz. Im Dezember 2006 waren in Teheran zahlreiche Leugner des Völkermords an den Juden aufgetreten, darunter der mit der Pnos verbandelte Schweizer Bernhard Schaub. «Die Islamische Republik Iran hat ihren Gästen die absolute Redefreiheit zugestanden, eines der populärsten Menschenrechte, das jedoch in der Schweiz und fast ganz Europa mit Füssen getreten wird», schreibt die Pnos. Der Freiburger Strafrechtler Marcel Niggli sagt dazu: «Wenn die Pnos-Exponenten glauben, es sei weit her mit der Redefreiheit im Iran, sollen sie mal versuchen, sich in Teheran kritisch zum Islam zu äussern.» Strafbar sei das Loben der Holocaust-Leugnung aber nicht.

«Blood & Honour» und «10 Hühner»

Die Pnos-Homepage lief gemäss Angaben der linken Hacker bis zum 17. August 2007 über den Server «des selbsternannten Anführers des Blood-&-Honour-Netzwerkes, Bart Alsbrook». Blood & Honour ist eine ursprünglich englische rechtsextreme Skinhead-Organisation. Die Aktivitäten des schweizerischen Ablegers gehen gemäss der neuesten Ausgabe «Chronologie der rassistischen Vorfälle in der Schweiz» seit einigen Jahren «markant zurück».

Die in der ersten Tranche veröffentlichten E-Mails zeigen denn auch keine direkten Kontakte der Pnos zu Blood & Honour. Vielmehr vermitteln sie das Bild einer kleinen Partei mit wenigen Aktivisten. Ein Dutzend männerbündlerische Rechtsextreme tauscht sich teilweise pubertär und oft auch mit Anlehnung an den (neo)nazistischen Duktus aus. Ab und zu mischelt auch eine Frau mit: Denise Friederich, die kürzlich den «Kampfbund Nationaler Aktivistinnen» gegründet hat. Gemäss den Pnos-Männern vereinigt ihr Kampfbund «die 10 Hühner».

Gegen den Pnos-Vorstand läuft eine Untersuchung des Bezirksamts Aarau wegen Rassendiskriminierung. Der Kläger, der Menschenrechtsaktivist Heinz Kaiser, verlangt ein Verbot der Pnos. Die E-Mails dürften das Verfahren, das vor dem Abschluss stand, nochmals verlängern.