Holocaust-LeugnerInnen wieder aktiv
Die Internationale der Holocaust-LeugnerInnen ist seit längerem in der Defensive. Einerseits hatten einschlägig bekannte ExponentInnen sich über sinkende politische Resonanz ihrer Bemühungen beklagt, andererseits laufen in Deutschland zurzeit gegen mehrere Aktivisten wie Germar Rudolf oder Ernst Zündel Strafverfahren. Auch in der Schweiz liessen sich in den vergangenen Jahren nur noch wenige Aktivitäten der Holocaust-LeugnerInnen nachweisen, vor allem nachdem René-Louis Berclaz, Sekretär der Vereinigung Vérité et Justice, sich Ende November 2004 den Behörden gestellt und seine Gefängnisstrafe angetreten hatte. Nur der 85-jährige Altfaschist Gaston-Armand Amaudruz publiziert weiterhin regelmässig sein hektografiertes Blättchen «Courrier du Continent», das immer wieder auch einschlägige Texte enthält.
In den vergangenen Tagen hat nun der Verein zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten (VRBHV) ein vierseitiges Flugblatt an ausgewählte EmpfängerInnen versandt. VRBHV-Präsident ist Bernhard Schaub, wohnhaft in Dornach. Der Verein wurde Anfang November 2003 im norddeutschen Ort Vlotho gegründet, zu den MitbegründerInnen zählt auch Horst Mahler, rechtsextremer Anwalt und ehemaliges Mitglied der Roten Armee Fraktion, der zusammen mit Schaub eine «Reichsbewegung» aufbauen will. Diese Bewegung will «den amerikanisch-zionistisch bestimmten Vasallenstatus des deutschen Volkes und Staates» aufbrechen und das «Deutsche Reich als Heimat des deutschen Volkes und als Wirkensstätte des deutschen Geistes wecken und zunächst auf dem Gebiet der heutigen «BRD» und der «Republik Österreich» wiedererrichten.» In der Schweiz werden die Ziele dieser Reichsbewegung von Schaubs Nationaler ausserparlamentarischer Aktion (Napo) vertreten.
Das VRBHV-Flugblatt versucht, die Ankündigung des iranischen Staatspräsidenten Ahmadinedschad, der den Holocaust wiederholt als «Mythos» bezeichnet hatte, propagandistisch auszunützen. Im Flugblatt behauptet Schaub, die «Überlieferung von Gaskammern» beruhe «auf nichts anderem als auf einigen Dutzend so genannter Augenzeugenberichte». Und weiter schreibt er: Mit der «Auschwitz-Keule» werde «jeder eingeschüchtert oder niedergeschlagen, der nur schon die Machenschaften und Machtspiele der jüdischen Hochfinanz und ihrer Helfershelfer» offen lege.
Gegen Schaub ist im Kanton Aargau bereits ein Strafverfahren hängig, nachdem er sich letztes Jahr bei einer 1.-Mai-Kundgebung in ähnlicher Form antisemitisch geäussert hatte.