Der Holocaust-Leugner Bernhard Schaub aus Kreuzlingen betätigt sich als Redneran rechtsextremen VeranstaltungenKreuzlingen. Der Ex-Lehrer Bernhard Schaub kämpft für ein weisses Europa. Am1. Mai erwarten ihn deutsche Neonazis als Gastredner in Leipzig.
Thomas Wunderlin
Mit der Forderung «Deutsch bleibt das Land!» mobilisieren Rechtsextreme füreine 1.-Mai-Demonstration in Leipzig. Als einer von mehreren Gastrednern sollder Schweizer Bernhard Schaub das Wort ergreifen.Das Motto der Veranstaltung lautet «Wer hat uns verraten? Sozialdemokraten. Undwer schaut zu? Die CDU». Ebenso bekämpft Schaub die herrschenden Parteien.«Wer genug hat von Systemparteien und pseudonationalen Rattenfängern, derschliesse sich uns an», heisst es auf der Website der Napo, der von Schaubgegründeten Nationalen Ausserparlamentarischen Opposition der Schweiz. Einesder Napo- Ziele: «ein weisses Europa». Da der blonde, blauäugige Schaubamerikanischen Kultureinfluss ablehnt, heisst der Napo-Webmaster«Weltnetzmeister». Die Napo ist ebenso unter einer KreuzlingerPostfachadresse erreichbar wie Schaubs Eigenverlag WotansWort. Darin erscheinenSchaubs Schriften unter den Titeln «Reich Europa», «Volksstaat der Zukunft»und «Schweizer Geschichte». WotansWort publiziert auch «Europa imLebenskampf», als deren Herausgeber die «Reichsstudentenführung» bezeichnetwird. Gemäss der Verlagswerbung geht es um das Frontkämpfertreffen in Dresden1942. Vor der Napo gehörte Schaub zur Pnos, der Partei national orientierterSchweizer. Im Pnos-Blatt «Zeitgeist» bezeichnete er sich 2002 als Vertreterdes Bundesvorstands. Wie aus der «Zeitgeist»-Ausgabe vom November 2003 zuschliessen ist, hat er inzwischen in der Pnos nicht mehr viel zu sagen. SeinName taucht nur noch in einem Inserat seines WotansWort-Verlags auf.
Aus Steiner-Schule entlassen
Schaub, der in Bern, Zürich und im Raum Brugg aufgewachsen ist, wurde bekanntdurch das Büchlein «Adler und Rose». Erschienen ist es 1992 in Schaubsdamaligem Konradin-Verlag in Brugg. Mit «Adler und Rose» bekannte er sich zueiner Gruppe von Geschichtsinteressierten, die sich selber Revisionisten nennenund in der Öffentlichkeit als Holocaust-Leugner bekannt sind. In der Folgeverlor Schaub seine Stelle als Lehrer für Deutsch und Geschichte an derRudolf-Steiner-Schule Adliswil. 1999 erschien «Adler und Rose» in einerNeuauflage im Dresdener Verlag Zeitenwende. Mit den Holocaust-Leugnern ArthurVogt, Jürgen Graf und Andres Studer gründete Schaub 1994 die«Arbeitsgemeinschaft zur Enttabuisierung der Zeitgeschichte». In einemRundschreiben erklärten sie: «Nach Auffassung der Revisionisten gab es wedereinen Plan zur physischen Vernichtung der Juden noch Gaskammern (es sei dennsolche zur Tötung von Läusen).» Schaub und seine Mitkämpfer wollten mitetablierten Geschichtsprofessoren an kontradiktorischen Veranstaltungenauftreten. Der zynische Ton des Rundschreibens habe jedoch kontraproduktivgewirkt, schreiben Peter Niggli und Jürg Frischknecht im Handbuch «RechteSeilschaften». Die Napo-Website enthält einen Nachruf auf den «verstorbenenKameraden Arthur Vogt (1917-2003)». Der Verfasser, Jürgen Graf, nennt Vogt«den ersten Schweizer Revisionisten». Vogt habe bereits 1945 den Berichtenüber den millionenfachen Mord an den Juden nicht geglaubt: «Sein zentralesArgument war folgendes: Ein Verbrechen dieser Dimension hätte auf keinen Fallvor der Welt geheim gehalten werden können.» Nach dem Rauswurf in Adliswilzog Schaub zunächst nach Berlingen, wo er laut Niggli/ Frischknecht eineKonradin-Schule eröffnete und im Kurswesen Fuss zu fassen versuchte. Es gelangihm auch, in der Migros-Klubschule Frauenfeld unterzukommen. Ende 1998erklärte die Schule, Schaub sei entlassen worden, nachdem man von seinerpublizistischen Tätigkeit als Holocaust-Leugner Kenntnis erlangt habe. Lautdem Lexikon Rechtsextremismus (lexikon.idgr.de) arbeitete Schaub jedoch imSommer 1999 immer noch für die Klubschule als Betreuer der Lehrkräfte. VonDornach, wo er sich zwischendurch niederliess, zügelte er im Februar 2003 nachKreuzlingen. Sein Dornacher Vermieter erklärte danach gegenüber der«Basellandschaftlichen Zeitung», Schaub schulde ihm noch drei Monatsmieten.In einem Brief habe er ihm erklärt, weil die Medien ihn einen Neonazi nennenwürden, habe er schon mehrmals seine Stelle verloren, er lebe von der Hand inden Mund.
Viel gefragter Redner
Ende der 90er-Jahre fand Schaub zu seinem heute wichtigsten Betätigungsfeld.Laut Rechtsextremisten-Lexikon ist er «zu einem viel gefragten Redner beiVeranstaltungen rechtsextremistischer Organisationen» geworden. SeineAuftrittsorte reichen von Mels SG bis Norddeutschland. Schaub beteiligte sichauch am 1. August 2003 an der Rechtsradikalen-Veranstaltung auf dem Rütli undim schwyzerischen Brunnen. Im August 2003 wurde er als Redner einerDemonstra-tion «gegen Ausländergewalt» in St. Gallen genannt, die aber keineBewilligung erhielt. Am 17. Januar 2004 lud ihn die neonazistische «Bewegungdeutsche Volksgemeinschaft» nach Freiburg im Breisgau ein; nach Protesten der«Antifa Freiburg» verbot die Stadtverwaltung den Auftritt.
Eindeutige Andeutungen
Gemäss dem Bericht des Verfassungsschutz Nordrhein-Westfalen wurde BernhardSchaub am 9. November 2003 in Vlotho zum Vorsitzenden des neu gegründeten«Vereins zur Rehabilitierung der wegen Bestreitens des Holocaust Verfolgten»gewählt.Im Gegensatz zu andern Holocaust-Leugnern ist Schaub jedoch bisher nie aufgrundeines Konflikts mit der Justiz öffentlich in Erscheinung getreten. Er belässtes bei Andeutungen, die von gleichgesinnten Lesern eindeutig verstanden werden.«Aber ich sage jetzt nicht, wie diese reicheren Leute, die oft in New Yorkihre Büros haben, heissen. Ich will schliesslich nicht mit demAntirassismusgesetz in Konflikt kommen», schrieb er beispielsweise 2002 im«Zeitgeist», dem Organ der Pnos, der Partei national orientierter Schweizer.