Engagement gegen rechte Gewalt

Südostschweiz

In Schänis hat sich eine Projektgruppe gebildet, die im September verschiedene Aktivitäten gegen Gewalt und Rassismus durchführen will. Jugendliche sollen über die Gefahren von Rechtsextremismus aufgeklärt werden.

Von Silvan Stricker

Schänis. – «Es ist unsere Pflicht, auf Missstände hinzuweisen und zu versuchen, diese zu ändern.» So umschreibt Gemeinderat Thomas Bosshard, Mitglied der Projektgruppe «Für Respekt und Toleranz», die Beweggründe für die Schänner Initiative. Gewalt und Rassismus seien leider ein Bestandteil der heutigen Gesellschaft geworden, stellt er fest.

Besonders Schänis litt in der vergangenen Zeit unter Übergriffen an Anlässen und Festen. «Vielen von uns Schännern stinkt es einfach, dass bald jeder Anlass und jedes Fest bei uns durch pöbelnde rechtsextreme Gruppierungen gestört werden», schreibt die ehemalige Schulratspräsidentin Sylvia Zweifel im letzten «Schänis Aktuell».

Kampagne des Europarats

Die Schänner Projektgruppe hat sich auf Anstoss der Gemeinderätin Lilly Zuber gegründet. Mitglieder sind Schul- und Gemeinderäte sowie die Vertreter der Jugend- und Schulsozialarbeit. Die Schänner Initiative ist Bestandteil der Kampagne «alle anders – alle gleich» des Europarats (siehe Kasten).

Geplant sind verschiedene Aktivitäten zwischen dem 10. und 14. September. So etwa ein «Anti-Rassismus-Kiosk» beim Oberdorfschulhaus. Dabei handelt es sich um einen künstlerisch gestalteten Anhänger, der mit Informationsmaterial und einer kleinen Bar ausgestattet ist. Diesen besuchen die Oberstufenschulklassen während des Unterrichts.

«Wir wollen den Kontakt zu potenziellen Tätern und potenziellen Opfern suchen», erklärt Bosshard. Denn genau in dem Alter, in dem sich die Oberstufenschüler befinden, wollen sie zu einer Gruppe gehören. Da bestehe auch die Gefahr, dass sie sich rechtsextremen Gruppierungen anschliessen könnten.

«Soll kein Tabuthema sein»

Im «Anti-Rassismus-Kiosk» wird der Jugendarbeiter Thomas Zahner zusammen mit den Jugendlichen Filme über Gewalt anschauen und ihnen aufzeigen, wohin extremes Gedankengut führen kann. Am Donnerstagabend, 13. September, ist der Kiosk übrigens auch für die Bevölkerung geöffnet.

«Die Schüler sollen sich selber eine Meinung bilden», erläutert Bosshard das Ziel der Aktion. Ein Anliegen seiner Projektgruppe sei es, dass über Rassismus offen diskutiert und daraus kein Tabuthema gemacht werde. «Die Botschaft lautet: Rassismus existiert und daraus entsteht gezwungenermassen Gewalt – aber das ist nicht cool und so wollen wir nicht sein.»

Zusätzlich zum «Anti-RassismusKiosk» wird ein ehemaliger Rechtsextremer die Oberstufenklassen besuchen und den Schülern erklären, weshalb er aus der Szene ausgestiegen ist. Zum Abschluss des Projekts ist eine Sportnacht im Mehrzweckgebäude geplant, an der die Jugendlichen aus Schänis freiwillig teilnehmen können. «Etwas vom Schönsten am Sport ist, dass er kulturübergreifend ist, dass Unterschiede in der Herkunft dabei keine Rolle spielen. Das wollen wir vermitteln», sagt Bosshard.

Doch reicht ein zeitlich begrenztes Projekt, um nachhaltige Effekte zu erzielen? «Aufklärung und Prävention soll in der Jugendarbeit natürlich immer einen Platz haben», sagt Bosshard. Er finde es aber nicht gut, wenn man Rechtsextremismus zu stark und zu lange zu einem Thema machen würde. «Das könnte auch kontraproduktiv sein, weil daraus bei einigen Jugendlichen Rebellion erwachsen könnte.» Auch dürfe man das Problem nicht übergewichten, seien die Rechtsradikalen doch nur eine ganz kleine Minderheit unter den Jugendlichen.

«Wir wollen unsere Mittel auch weiterhin primär für die Förderung der Mehrheit der Jugendlichen einsetzen, damit diese etwas Sinnvolles damit anfangen kann.» Finanziert wird das Schänner Projekt übrigens durch den Bund und zu einem kleineren Teil durch die Gemeinde.