Die Skinheads, die am frühen vergangenen Sonntagmorgen an derBahnhofstrasse einen jungen Mann verletzten, stammen nicht aus Biel. Diehiesige Skin-Szene ist auch für Profis nur schwer fassbar.
Fredy Frei
Sie kamen von ausserhalb nach Biel, um in einem Musik-Club in derInnenstadt zu feiern. In den frühen Morgenstunden griff eine Gruppe vonrund zehn Skinheads einen jungen Mann auf der Bahnhofstrasse an undverletzte ihn. Nach der Attacke flüchteten sie Richtung Bahnhof, wo sieauf eine grössere Gruppe von rund 150 Skinheads trafen. Dies erklärtegestern Heinz Grossen, Kommissär für Ordnung und Sicherheit bei derBieler Stadtpolizei. «Wir wissen nicht, woher die Skins kamen. Sie warenaber sicher nicht aus der Stadt Biel», so Grossen.Auch die Kantonspolizei Bern kann noch mit keinen neuen Erkenntnissenaufwarten. «Wir sind damit beschäftigt, den Fall weiterzuverfolgen. Wennwir neue Erkenntnisse haben, werden wir wieder informieren», liess sichdie Pressesprecherin der Kantonspolizei Biel, Ursula Stauffer, gerademal entlocken.
Etwa 50 Bieler Skins
Dennoch existiert auch eine Bieler Skinhead-Szene, die der Polizei dasLeben schwer macht. «Es handelt sich um etwa 30 bis 50 Personen, meistJugendliche ab 14 Jahren, aber auch ältere, die im Hintergrund die Fädenziehen», weiss Grossen. Er kenne sie alle persönlich, und ihreAufmachung ebenso wie ihr Gedankengut entspreche der gängigen Auffassungvon Skinheads. Seit etwa Mai dieses Jahres hätten deren Aktivitätenzugenommen, hat Grossen beobachtet. «Erst kürzlich mussten wir imEisstadion eingreifen, als eine Gruppe von ihnen während einesEHCB-Matches Fahnen aufhängen wollte.» Doch die Szene sei schwerfassbar. «Sie machen per SMS ab, wo und wann sie sich treffen – ein“Vereinslokal“ haben sie nicht.»
Eventuell ein Netzwerk?
Dass die Skin-Szene in Biel zwar existiert, sich aber kaum manifestiert,beschäftigt auch die Abteilung Jugend und Freizeit des BielerSchulamtes. Leiter Marcel Meier: «Ich denke, Skinheads suchen denKontakt nicht.» Aber gerade der jüngste Vorfall würde auch in seinemBüro diskutiert. «Ich frage mich allerdings, ob wir die richtigeAnlaufstelle sind. Wir setzen auf Primärprävention, versuchen also, mitverschiedenen Angeboten – Ferienpass usw. – Gewalt bei Jugendlichen garnicht erst einreissen zu lassen.»Die Zuständigkeit sieht er eher bei den verschiedenen Streetworkern, dieauf der Gasse auf Jugendliche zugehen. «Wenn das Problem in Biel abergrösser werden sollte, werden wir versuchen, mit allen Jugendarbeiternein Netzwerk zu bilden und dem Problem zu begegnen», so Meier.Und auch Kommissär Grossen wünscht sich Zusammenarbeit: «Veranstaltervon Konzerten, wo man mit jungen Skinheads rechnen muss, sollen unsvorgängig über die Veranstaltung informieren, damit wir entsprechenddisponieren können.»