Von Thomas Ley
Wer prüft, dass bei uns keine deutschen Neonazis Krieg spielen? Das sollen die Deutschen selber tun. Finden die Schweizer. Logisch, oder?
Ein Schweizer Unteroffiziersverein organisiert einen Patrouillenlauf – und unter den deutschen Gästen ist ein Neonazi (im BLICK). Den Beteiligten ist das zwar peinlich. Aber weder UO-Verband, Armee noch VBS wollen so richtig verantwortlich sein. Der Anlass, der «Internationale Militärpatrouillenlauf», steigt am 11. März 2006, organisiert vom Unteroffiziersverband Amriswil TG. «Der Lauf war regulär beim VBS angemeldet», sagt Rolf Homberger, Präsident des Schweizerischen Unteroffiziersverbands (SUOV).
Tatsächlich bewilligt das VBS-Kompetenzzentrum für Sport und Prävention am 23. Januar 2006 den Lauf. Wie es überhaupt alle ausserdienstlichen Anlässe militärischer Vereine bewilligen muss. Die Anlässe – nicht die Teilnehmer.
Das gehört auch nicht zu den Aufgaben des Kompetenzzentrums, bestätigt Armeesprecher Christoph Brunner: «Wir gehen davon aus, dass militärische Gesellschaften für ihre Teilnehmer geradestehen.» Doch das sehen die Vereine anders. Zumindest, wenn es um Reservisten aus dem Ausland geht. «Wir gehen davon aus, dass diese im Ausland kontrolliert werden», sagt SUOV-Präsident Homberger.
Klartext: Wenn die Deutschen einen Neonazi mitnehmen, ist das deren Sache. «Er war ja nur Fahrer und kam in Zivil», sagt Homberger. Doch Hannes Knoch, so heisst der Mann, ist immerhin Stabsunteroffizier und Reservist der Bundeswehr.
Und er ist einschlägig bekannt. Deutsche Soldaten erkennen ihn sofort- und melden das. Erfolglos. Knoch wird nicht weggeschickt.
Ausserdem reicht es kaum, die Deutschen verantwortlich zu machen. Die haben ihre eigenen Probleme mit der Kontrolle. Das TV-Magazin «Frontal 21» berichtete im Mai, wie schwer es ist, Rechtsextreme aus der Armee zu kriegen. Einer der dabei genannten Problemfälle: Hannes Knoch.
Es fehlt nicht nur an der Rechtslage: «Für uns gilt ein Mitglied erst mal als unbescholten», sagt Ernst-Reinhard Beck, Chef des deutschen Reservistenverbands. «Wo kämen wir hin, wenn wir bestimmte Gesinnungen speichern würden?»